Käpt’n Kuni und die Kammer des Schreckens
Nu mal langsam, so schlimm sind Schleusen gar nicht. Man muss nur wissen, worum es geht, dann wird aus der Kammer des Schreckens ganz schnell das, was es ist: eine Art nasser Fahrstuhl für Boote und Schiffe. Warum gibt es eigentlich Schleusen? Wasser unterliegt – genau wie alles andere auf der Erde – der Schwerkraft.
Da sich die Quellen der Flüsse meistens auf Bergen befinden, sucht sich deren Wasser also einen Weg nach unten. Nach und nach entsteht so ein Flussbett, in dem das Wasser zum Meer fließt. Nun ist die Natur aber kein besonders sorgfältiger Baumeister. Das Wasser fließt mal hierhin mal dorthin, macht mal einen Bogen um einen Felsen, ist hier tief und da flach, mal ist der Flusslauf krumm, mal gerade. Lässt du ein Modellboot schwimmen, würde es eine Weile abwärts treiben, vielleicht aber auch stranden oder in Stromschnellen kentern (umkippen).
Großen Booten geht es grundsätzlich ähnlich. Die Kurven kann ein anständiger Steuermann ja noch richtig ausfahren, aber wenn es mal tief und mal flach ist, kann sich auch die Geschwindigkeit, mit der das Wasser zum Meer fließt, stark verändern und die Strömung so schnell machen, dass es für ein Boot ganz schön gefährlich werden kann. Außerdem braucht ein Boot eine zuverlässige Wassertiefe zum Schwimmen. Was macht man also? Die flachen Stellen ausbaggern? Blöderweise kann es dann passieren, dass mehr Wasser als vorher abließt und es woanders neue flache Stellen gibt. Wieder baggern? Besser ist es, das Wasser davon abzuhalten, zu schnell zum Meer zu sausen. Also baut man einen Staudamm, die Fluss-Baumeister nennen das Wehr. Bloß: Wie komm ich mit meinem Boot über den Staudamm rüber? Jetzt kommt die Schleuse ins Spiel. Man baut in den Staudamm (meistens an einer Seite) ein Becken, in dem man den Wasserstand verändern kann. So dass der Wasserstand entweder dem vor dem Staudamm entspricht oder dem Wasserstand hinter dem Staudamm. Dann baut man in das Becken noch auf jeder Seite ein großes Tor, durch das die Boote rein und raus fahren können und fertig ist die Schleuse.
Euer Kapitän Kunibert
PS: „Kammer des Schreckens“ ist die Schleuse nur für Leute, die etwas falsch machen. Wenn man zum Beispiel in der Schleuse das Boot richtig festmacht wie im Hafen (siehe Fluvius 2012) und dann der Wasserstand sinkt, wird das Boot sich an seinen Festmachern aufhängen. Man legt deshalb beim Schleusen die Festmacher immer nur lose um die Poller und Klampen und hält die Leinen mit den Händen straff. Dann kann man mit dem fallenden Wasserstand immer mehr Leine geben und das Boot kann kontrolliert absinken. Aber Vorsicht: Bei größeren Booten braucht man dazu ganz schön Muckis.