Individueller Reisebericht von Monika Zahn und Uwe Prochnow über die „Kleine Sauerkrauttour“, die für uns eine ganz „Große“ wurde. Unsere Absicht war es nur: fahren… fahren… fahren, um Erfahrungen mit einer besonders schönen Urlaubsmöglichkeit „Hausboot zu zweit“ zu sammeln.
Start: Niderviller am Rhein–Marne–Kanal
Weiterfahrt auf dem Moselkanal, der Mosel, der Saar und dem Saarkanal
Tour Ende: Niderviller am Rhein–Marne–Kanal
Abstecher nach Lutzelburg – Fahrt durch 2 Kanaltunnel (ca. 475 m und 2306 m) und Schiffshebewerk (Schräge) in Arzviller, gehörten dazu.
Gesamtlänge unserer Tour ca. 500 km mit 80 Schleusen – Gesamtbetriebsstunden 76 bei Bootsrückgabe am 16.04.09
Eintrag ins Logbuch der „Renoir“:
Ankunft Niderviller: 12.00 Uhr am 03.04.
Vorbereitung auf die Sauerkrauttour
(Wir wären schon um 11:00 Uhr dagewesen, aber Saarbrücken war für uns genauso chaotisch wie bei Kommissar Palü im Tatort!)
Wir konnten sofort das Boot übernehmen und uns einrichten. 14:00 Uhr Probefahrt, Ablege-, Anlege- und Wendemanöver am und auf dem Rhein-Marne-Kanal. Die Formalitäten im Büro waren schnell erledigt. Der Empfang und die Hilfsbereitschaft des Hafenteams waren herzlich. Unser kleines Dankeschön war ein Bildband unseres Heimatortes. Wir fuhren zum Einkauf nach Buhl-Lorraine. Wir besorgten uns einen großen Wasservorrat – Lebensmittel waren in unseren Versorgungsboxen. Auf jeder Box ist der Inhalt derselben genau notiert. So erspart man sich lästiges Suchen – dies als kleinen Tipp.
Wunderschönes Wetter bis zum Abend. Wir saßen an Deck, schauten in die Kanalkarten und überlegten uns die erste Etappe mit großem „?“. Denn wir wussten nicht, wie das alles so klappen würde… Wir nahmen uns vor, jeden Abend den Fahrplan für den kommenden Tag auszuarbeiten, um dabei die Anzahl der Schleusen und die zu fahrenden Kilometer in etwa festzulegen. Mit Gitarrenmusik und Gesang beschlossen wir den Tag.
04.04. Der erste Tag auf dem Wasser
Aufstehen gegen 6:30 Uhr. Die Heizung wurde angestellt. Während es langsam warm wurde, versuchten wir immer noch den Gasherd zu starten. Er wollte nicht! Ein Morgen ohne Kaffee auf einem Hausboot. Och nee! Kurz vor 8:00 Uhr beim Hafenmeister – alles wurde nachgesehen und eine der Gasflaschen ausgetauscht. Gewohntes Frühstück und die Welt war wieder in Ordnung. Start um 9:45 Uhr. Ein frischer Wind wehte uns um die Nase. Gut, dass wir unsere Schneeanzüge anhatten, die sich bereits im Herbst letzten Jahres bei sehr stürmischen kaltem Wetter auf der Müritz bewährt hatten.
Schleuse Rechicourt
Nach 25 km das absolute Schleusenerlebnis in Le Chateau Rechicourt. Diese Schleuse ist in Frankreich die mit dem größten Hub. Hier erhielten wir die Fernbedienung für die Talfahrt mit den automatischen Schleusen. Beim Absenken hatten wir an einem Schwimmpoller festgemacht und wollten es nicht glauben…nach 15 m sahen wir nur noch ein kleines Stück vom Himmel. Wir genossen die vorbeiziehende Landschaft. Aber es hieß „Aufgepasst!“ Irgendwo auf der linken Seite stand der Empfangsmast zur Aktivierung des Schleusentores. Innerhalb der Schleuse befanden sich in der Mitte 2 Stangen. Durch kräftiges Anheben der blauen Stange wurde der Schleusenvorgang aktiviert.
Wir überquerten Flüsse und Straßen. Wenn man sich überlegt, dass dieses Kanalsystem vor 150 Jahren für den Salz- und Gütertransport gebaut wurde und heute noch funktionstüchtig ist, muss man dieser technischen Meisterleistung Hochachtung zollen.
In der 2. Schleuse saßen wir fest. Reinkommen war einfach – Rauskommen dagegen unmöglich. Das Schleusentor blieb zu. Gut, dass es einen Notdienst gab, der durch die Betätigung der roten Stange benachrichtigt wurde. Weiterfahrt bis Schleuse 12. Wir wollten, die Schleuse wollte nicht! Hier war ein Telefonat mit dem Schleusendienst erforderlich. Festmachen, warten und ausruhen. Kurz hinter der Schleuse an dem Campingplatz Pays du Sanon beendeten wir diese Tagesetappe. Wir erlebten absolute Ruhe – denn der Platz war noch nicht bewirtschaftet – Natur pur – schöner Sonnenuntergang – das Wasser war so ruhig, dass sich die Bäume im Wasser spiegelten.
05.04. der Rhein-Marne-Kanal bis Nancy
Dichter Morgenebel – Ablegen war erst gegen 10:30 Uhr möglich. Wir fuhren den ganzen Tag, hatten keine Schiffsbegegnungen, waren mutterseelenallein bei strahlendem Sonnenschein auf dem Kanal. Wir hatten das Gefühl, wir waren die ersten Skipper auf dieser Tour im Jahr 2009. Das wäre schon etwas Besonderes!
Weiterfahrt durch Nancy – Hier in der Stadtschleuse saßen wir, man glaubt es kaum, ca. 1½ Std. fest. Ein Skipper, der aus Paris kam, hatte uns beobachtet und kam uns zu Hilfe. Er telefonierte mit dem Notdienst. Es entwickelte sich ein längeres Gespräch nach dem „Woher? und Wohin?“
Einfahrt in die Mosel bzw. in den Moselkanal. Bei der ersten Schleuse gaben wir die Fernbedienung ab. Diese Schleuse unterquerte eine Eisenbahnbrücke. Unmittelbar hinter einer Linkskurve lag die zweite Schleuse. Sehr groß im Vergleich zu den Schleusen auf dem Rhein-Marne-Kanal. Richtungshinweis: Toul – Metz. Wir entschieden uns für Metz, natürlich!
Ab hier waren alle Schleusen mit Personal besetzt. Schon bei der ersten Schleuse gab es einen französischen Anpfiff (Mit Recht, weil wir versehentlich bei noch ROT, herausgefahren waren) Mittlerweile war es 20:30 Uhr. Anlanden war nirgendwo möglich. Wir fuhren weiter bis Dieulouard. Dort machten wir in einer Bucht mit Pflöcken fest. Bei der Suche nach den besagten Pflöcken und dem Fäustel wäre ich fast in die Aufbewahrungskiste gefallen. Sinnvoll wäre es, hier einen Zwischenboden einzuziehen, um nicht in der äußersten Ecke des Stauraums rumsuchen zu müssen. Man könnte auch die Schwimmwesten dort einlagern und im kleinen Stauraum Fäustel usw. deponieren. Wir waren rechtschaffen müde, was nach einer Zehn-Stunden-Fahrt auch nicht verwunderlich war.
06.04. der Moselkanal
Während des Frühstücks sahen wir das erste Frachtschiff vorbeifahren. Start: 10:30 Uhr – strahlendes Sonnenwetter. Der Moselkanal war hier sehr breit, ebenso die Schleusenkammern, die für Frachtschiffe / Doppelschuber ausgebaut sind. An diesem Streckenabschnitt fuhren wir an großen Industrieanlagen vorbei. Hinter der 2. Schleuse, in der Nähe von Ars, waren Reste eines römischen Aquäduktes zu sehen. Vor der Schleuse Ars legten wir an und machten eine Kaffeepause, notgedrungen, denn diese Schleuse war bis 13:00 Uhr geschlossen.
Weiterfahrt nach Metz… vor der Schleuse legten wir an und beobachteten den Berufsschiffsverkehr. Bei der Größe der Schiffe hätten wir nicht mitschleusen können. Wir warteten auf einen kleinen Frachter und hatten dadurch die Möglichkeit – kostenlos – mitzuschleusen. Einzeln schleusen ist kostenpflichtig.
Abends landeten wir in Thionville, direkt neben der großen Schleuse. Es ist faszinierend, am Küchenfenster stehend, auf einmal nur eine Wand zu sehen und ganz oben den Namen eines leeren Riesenfrachters zu lesen. Der Schleusenbetrieb verläuft absolut leise, sowohl tagsüber als auch nachts.
07.04. Unterwegs auf der Mosel
9:00 Uhr – Einkaufsbummeln war heute Morgen angesagt. Am Ende der Schleuse (Talfahrt) über die Brücke kamen wir an die Promenade und erreichten nach ca. 3 km das Stadtzentrum. In der Fußgängerzone fragten wir nach der Post. Ein freundlicher Mann nahm uns fast an die Hand und führte uns. Danach suchten wir einen Supermarkt. Wir sprachen eine ältere Dame an, die uns in Englisch antwortete. Sie hakte mich ein und wir unterhielten uns sehr nett, da sie den gleichen Weg hatte.
Beginn gegen 12:00 Uhr. Wir fuhren hinter einem riesengroßen Schiff in die Schleuse. Wir unterhielten uns mit dem Bootsmann über die Fracht und Größe der Ladung und wo es hingeht. Wir wussten jetzt, dass die COMPARI (CAMPARI wäre uns lieber) Weizen nach Holland brachte. Erste Erfahrungen beim Verlassen der Schleuse: Warte so lange wie Du kannst!!! Die Sog und Strudelwirkung dieses Frachters brachte uns einen Schlenkerkurs ohne Ende, bei dem uns ordentlich warm wurde. Wir fühlten uns wie ein Lämmerschwanz. Bitte nicht noch mal! Wir überholten die Compari auf einer langen übersichtlichen Strecke. Aber dann… kam die nächste Schleuse. Wer fährt als Erster ein??? Berufsschifffahrt hat Vorfahrt!!! Für uns bleibt wieder ein kleines Plätzchen frei!!! Wir haben gelernt! Wir können warten! Lass ihn doch ziehen! Wir befahren die Mosel bei starkem Gegenverkehr. Wen treffen wir in Apach an der Schleuse???
Vorbei an Schengen war unser Tagesziel Remich. Wir landeten an deutscher Seite an und hofften, dass die Gaststätte vor der wir festgemacht hatten schon geöffnet hatte. (Gemeindeanleger, der mit der Gaststätte gebührenpflichtig gekoppelt ist) Aber Normalität in der Vorsaison… die Gaststätte war zu… trotzdem ein kleiner Obolus für die Gemeindekasse. Wann kann man schon mal auf einem Fluss auf der deutschen Seite schlafen, morgens in Luxemburg frühstücken und dann nach Frankreich weiterfahren??
08.04. Mit dem Hausboot bis Trier
Zwischendurch hatten wir schon mal einen Blick auf die Tankanzeige geworfen. Man hatte uns in der Basis erklärt, dass ein Zwischentank erforderlich sei. Mittlerweile stand die Tankanzeige auf halbvoll oder halbleer…darüber ließe sich ja philosophieren… aber irgendwie rutschte die Notwendigkeit des Tankens immer näher in unser Bewusstsein, denn wir hatten die Hälfte der Strecke noch nicht bewältigt. Wir fuhren alle Marinas an und fragten nach einer Tankmöglichkeit. Das ging so Mosel abwärts bis zur Marina Trier – Konz. Hier wurde uns empfohlen bis nach Grevenmacher zurückzufahren. Hier wäre es möglich sich an einer normalen Tankstelle mit Treibstoff zu versorgen. Also retour bis Grevenmacher und sogar noch etwas weiter… Ende vom Lied… Diese Tankstelle gab es mittlerweile nicht mehr! Telefonat mit Rechlin: Was ist zu Tun? Eine Verzweiflungsübernachtung in Grevenmacher, direkt vor der Schleuse, war ja auch nicht schlecht… wir hatten schließlich Urlaub.
09.04. Die Saar
8:30 Uhr: Tanken war an diesem Morgen nicht unser großes Problem. Unsere Hände waren sehr dick angeschwollen. Franzbranntwein zum Einreiben – und nur dazu – half hervorragend. Die Strecke Grevenmacher – Konz war uns ja schon bekannt. Aber wir genossen diese wunderschöne Landschaft, die Weinberge, die kleinen Dörfchen und Bergkapellen usw. gerne noch einmal. Trotz aller Aussagen von Skippern und Hafenmeistern, dass es auf der Saar und dem Saarkanal keine Tankmöglichkeit mehr gäbe, setzten wir unsere Urlaubsfahrt ohne „Druck“ fort. Wir genossen rechts und links der Saar den beginnenden Frühling bei strahlendem Sonnenwetter. Wir würden dieselmäßig so lange fahren, wie möglich, dies war unser Vorsatz!
Entlang der Saarschleife
An diesem Tag fuhren wir über Saarburg bis Mettlach. Die Saarschleifen erinnerten sehr stark an die Mosel nördlich von Remich, mit einen Unterschied – wir befanden uns jetzt auf Bergfahrt. Dabei stellten wir fest, dass gegen den Strom – das Boot wesentlich leichter zu manövrieren war.
Erste Schleuse auf der Saar bei Kanzem. Wir mussten uns ab hier bei jeder kommenden Schleuse im deutschen Bereich telefonisch anmelden. Dies wurde von uns auch ordnungsgemäß erledigt. Wir warteten und warteten, dass sich das große Schleusentor öffnete. Eine Kaffeepause bei strahlendem Sonnenwetter war auch nicht schlecht so zwischendurch. Nach einer ½ Std. kam uns die Wartezeit doch etwas lang vor… also noch ein Telefonat. Nun erklärte uns der nette Schleusenwärter, dass die kleine Sportbootschleuse links, schon seit gut 30 min. geöffnet war. Dies war unsere erste Erfahrung mit einer kleinen Sportbootschleuse, die auch noch in zwei Kammern geteilt war, sodass wir bis ans Ende durchfahren mussten, bis sich dann hinter uns ein Zwischentor schloss. Wir hatten das Einfahrtsignal trotz Fernglas nicht erkennen können.
Wir erreichten Mettlach und machten vor der Schleuse, die hinter einer Flussbiegung lag, direkt unter einem China-Restaurant fest. Der Chinese bzw. unser Appetit hatten uns so beeinflusst, dass wir nicht am Liegeplatz oberhalb, sondern am Warteplatz vor der Schleuse festgemacht hatten. So etwas sollte nicht passieren! Aber ein mal nicht kochen zu müssen, verführte doch sehr. Hinweis des Schleusenwärters: Grundsätzlich immer oberhalb der Schleuse zum Übernachten festmachen! Hier wären immer ausreichend Liegeplätze vorhanden.
10.04. Im Yachthafen Merzig
Start nach dem Frühstück gegen 10:00 Uhr.
12:30 Uhr Yachthafen Merzig kein Hafenmeister war erreichbar. Auskunft im Ausflug-Restaurant: keine Tankmöglichkeit weit und breit. Auskunft des Hafenmeisters in der Marina Merzig: in Saargemünd – Sarreguemines wären alle Versorgungseinrichtungen in der Marina vorhanden.
Nach dem Mittagessen starteten wir in Richtung Saarlouis. Dort fanden wir einen guten Festmacher vor der Brücke. Bis hierher hatten wir eine traumhafte, abwechslungsreiche Landschaft durchfahren.
11.04. Mit dem Hausboot durch Saarbrücken
Einkauf im Einkaufszentrum… Tankversuch fehlgeschlagen. Start 10:30 Uhr. Eine ruhige Fahrt vorbei an riesigen, beeindruckenden Industrieanlagen; z.B. Saarstahl. Wir erreichten Saarbrücken. Vom Wasser aus gefiel uns Saarbrücken sehr gut. Schöne Gebäude, breite Promenaden, alte Villen und viele Ankermöglichkeiten. Hier würde Kommisar Palü sich wohlfühlen!
Nach Überfahren der französischen Grenze kamen wir in den Saarkanal. Hier erhielten wir in der ersten Schleuse die Fernbedienung. Erstaunlich, was an der Schleusenwand stand: Erbaut 1863. Die Besonderheit an dieser Schleuse: unmittelbar vor der Einfahrt bildete sich regelmäßig eine Sandbank (Betonnung beachten). Die Einfahrt in die Schleuse hatte es in sich. Strömung und Strudelwirkung waren nicht sofort erkennbar. Wir blieben ½ Std. in der Schleuse und klönten mit dem Schleusenwärter über Gott und die Welt. Aber nicht nur darüber: Er erklärte uns, dass der Schleusenbetrieb für ihn die kleinste Aufgabe ist. Viel mehr hätte er den Wasserstand der einzelnen Staustufen zu kontrollieren und zu regulieren, damit der Kanal nicht zu wenig Wasser führe oder gar trocken fallen würde.
Um 16:50 Uhr machten wir an der Versorgungsanlage in der Marina von Saargemünd fest. Man glaubte es kaum, sofort waren der Hafenmeister und der Nachbarskipper zur Stelle und halfen. 105 Liter Diesel beruhigten uns ungemein! Ein wunderschöner Abend an Deck mit Vogelkonzert.
12.04. Ostersonntag
Gestartet wurde pünktlich um 10:00 Uhr, da der Schleusenwärter von Schleuse Nr. 15 über die Abfahrtszeit genau informiert worden war. Diese Schleuse wurde noch manuell betrieben – Skipper konnten mithelfen.
Noch 31 Schleusen lagen vor uns bis Niderviller. Bis Mittersheim mussten wir sehr acht geben, damit wir die Aktivierungssäulen der Schleusen nicht verpassten. Auf der Fahrt hatten wir 3 Sportbootbegegnungen. Man merkte immer wieder: Es war noch Vorsaison. Gegen 16:30 Uhr erreichten wir Mittersheim. Wir machten mutterseelenallein am sehr großen, gepflegten, neuen und mit Strom- Wasser- und Münzautomaten ausgestatteten Gemeinde-Kai fest. Wehe dem, der keine Euromünzen dabei hatte. Gegen Abend machte noch ein Boot fest. Abends saßen wir an Deck, diesmal machten wir keine Musik – der Kuckuck rief so schön in die Stille am Kai. Dabei wurde er von einer Kuh, vom gegenüberliegenden Ufer fast echomäßig ergänzt – natürlich muhte die Kuh mit französischem Akzent. Der Schleusenservice kam zu uns und erkundigte sich nach unserer gewünschten Abfahrtszeit – 10:00 Uhr. Wir lasen nach, dass wir von Saargemünd bis Mittersheim 35 m Höhenunterschied bewältigt hatten. Bis zur Einfahrt in den Rhein-Marne-Kanal bei Gondrexange waren es noch einmal 35 m.
13.04. Ostermontag
Geplanter Start: 10:00 Uhr. Start erst um 11:00 Uhr. Totaler Nebel – keine Fahrt bei unsichtigem Wetter – oberstes Skippergebot!!! Das andere Boot hatte den gleichen Abfahrtstermin, fuhr aber bei dichtem Nebel los. Bei dichtem Nebel im fremden Gewässer – Unverantwortlich! Wir unternahmen einen Spaziergang durch den Ort. Es tat auch mal gut festen Boden unter den Füßen zu haben, obwohl man zwischendurch glaubte, der Boden bewegt sich doch… Gegen 11:00 Uhr klärte es auf und wir starteten. In der Schleuse wartete schon unser „Nachbar“… seit einer Stunde. Uns empfingen keine Sympathiekundgebungen. Aber Sicherheit geht vor! Ab hier war gemeinsames Schleusen angesagt. Wir saßen zwar nicht in einem Boot, aber immerhin in einer Schleuse und das zwölf mal in der sogenannten „Schleusentreppe“. Bei dieser „Treppe“ wurden wir vom Schleusenpersonal gut betreut. Aber auch Schaulustige und Wanderer boten immer eine hilfreiche Hand. Mittlerweile konnten wir so routiniert in den Schleusen anmachen, dass wir wiederholt vom Personal ein wohlwollendes Winken sahen. Darauf waren wir ein wenig stolz.
Auf dem R-M-K reger Bootsverkehr – alles sehr eng – auf der Hinfahrt fiel uns das so nicht auf. Wir waren ja auch allein auf weiter Flur…. Ankunft Niderviller: 17.00 Uhr Gespräch mit der Hafenmeisterei, Wasser wurde nachgetankt. Der quietschenden Holzübergangssteg wurde rechtsseitig mit Sonnenblumenöl und linksseitig mit Olivenöl von uns behandelt. Und warum dieser ganze Aufwand? Wir hatten unmittelbar neben dem Quietschsteg festgemacht. Unsere Nacht war ruhig !
14.04. Ausflug nach Lutzelburg
Nebel… Nebel und nochmals Nebel! Ab 10:30 Uhr schaffte die Sonne den Durchbruch.
Tagesplan: Einkauf – danach Start nach Lutzelburg. Nach 3 km kam die erste Tunneleinfahrt Niderviller. Länge des Tunnels 475 m Geschwindigkeitsbegrenzung auf 3 km/h. Schon hier fehlte der noch nicht angeschlossene Scheinwerfer, denn viele Tunnelleuchten waren defekt. Auf dieser kurzen Strecke mochte das noch angehen, weil man das Tunnelende als Orientierung nehmen konnte. Beim nächsten 2306 m langen Tunnel sah das sehr, sehr anders aus. Da bekam man den Tunnelblick, den man ja nie in seinem Leben haben wollte! Hier bekam man ihn gratis! Hier nicht anzuecken, machte einen guten Skipper aus. Bei dieser langsamen Fahrgeschwindigkeit, der Enge des Tunnels und der Dunkelheit hatten die Fender ihre volle Funktionsberechtigung. Zwei mal hatten wir eine leichte Seitenberührung und wir waren froh, als wir das Tunnelende sahen. Hier hatten wir uns geschworen, bei der Rückfahrt eine sauberere Tunneldurchfahrt hinzulegen – 2 mal antatschen war zu unterbieten.
Das Schiffshebewerk Arzviller
Die Tunneldurchfahrt wurde durch Ampeln geregelt (Dauer ca. 25 – 30 Minuten). Der Kanal bis Arzviller – Schiffshebewerk – ist auf und durch den Berg gebaut worden. Wir konnten ins Tal hinabschauen und auf der anderen Seite steile Felswände betrachten. Bei Km. 255,1 fuhren wir in den Schrägaufzug Arzviller ein, der 44,5 m Höhenunterschied überbrückt. Vor uns in der „Badewanne“ war ein Fahrgastschiff, das nur Tunnel- und Hebewerksfahrten durchführt. Wir fuhren weiter nach Lutzelburg, bis zum Gemeindeanleger. Es war der dritte Anleger. Der Gemeinde-Kai kann weiterempfohlen werden. Elektro- und Wasseranschlüsse am Steg, ein sauberes, gepflegtes Toiletten-Dusch-Häuschen, welches behindertengerecht ausgebaut ist. Es kam immer zu netten längeren und sogar tiefer greifenden Gesprächen mit Ortsansässigen (Hier ergaben sich Verbindungen zwischen Rumänien, Jugoslawien, Polen und Frankreich. Wir waren nur zu dritt mit unserer Vergangenheit. Wie klein ist doch die Welt!). Wir verbrachten eine ruhige Nacht.
15.04. Rückfahrt zur Basis Niderviller
Nach dem Frühstück wurde sich „stadtfein“ gemacht. Wir gingen in den Ort. Zwei Schleusen weiter, entdeckten wir das Restaurant „Eselbahn“. Auf dem Wege dorthin sahen wir einen antiken Kran auf Schienen. Jetzt wussten wir warum „Eselbahn“. Dieser kleine Hafen war früher ein Güterumschlagplatz. Heute ist es ein touristisches Kleinod. Das Essen hatte uns hervorragend geschmeckt und der erste Mittagsschlaf auf unserer Tour war möglich. Aber kaum zur Ruhe gebettet: FUHR EIN fr. SCH… vorbei, obwohl Geschwindigkeitsbegrenzung angezeigt war.
Um 15:00 Uhr machten wir uns auf den Rückweg, denn die Tunneldurchfahrt war nur bis 18:00 Uhr möglich. Auch bei der zweiten Tunneldurchfahrt: kein Tunnelblick! Ankunft Niderviller: 17:30 Uhr. Wir saßen an Deck und erlebten einen Bilderbuchsonnenuntergang mit Musik und Gesang. Wenn das kein schöner Abschluss war?
16.04. Abgabe der Hausbootes
Die Abgabe des Bootes verlief problemlos. Wir waren zu schnell… schade eigentlich… so konnten wir am Wein- und Marinafest am Wochenende nicht teilnehmen. Aber eigentlich wollten wir jetzt doch nach Hause! Denn NACHHAUSEKOMMEN ist für uns genauso schön wie REISEN!
Resümee dieser Reise:
Es war EINE DER SCHÖNSTEN REISEN in unserem Leben, obwohl wir schon weltweit unterwegs waren.
Der Wermutstropfen dieser Tour:
Das französische Gesetz erlaubt bislang das Einleiten des Abwassers und der Fäkalien in Flüsse und Kanäle, aber nicht das Festmachen eines Bootes an einem Baum – aus Naturschützgründen!!!!!