Unser vierter Beitrag ist online!
Da das Fluvius TV-Spesenkonto keine Recherchereise nach Frankreich zuließ, haben wir unsere Kollegin aus Niderviller zu uns ins Möwenstudio gebeten und noch zusätzliche Bilder und Videos für Euch zusammengestellt. Lasst Euch Frankreich von echten Frankreich-Spezialisten erklären! Vielen Dank an Martin Dudle-Ammann, Ralf Rebe und Gerhard Laux, die uns schnell ein selbstgedrehtes Video zugeschickt haben!
Hier könnt ihr direkt ein Hausboot in Frankreich (führerscheinfrei ab 18 Jahren möglich) online buchen. Ihr seid lieber gerne an Land? Wir vermieten direkt am Hafen Apartments. Auf dem Gelände befindet sich auch unser Wohnmobil-Stellplatz, bei dem wir unsere Gäste herzlich empfangen.
Hier findet ihr unsere Liegeplätze an der Basis Niderviller.
Kreuzfahrtblogger Ralf Rebe ist mit seiner Familie vom Schiff aufs Hausboot umgestiegen. Sein Bericht ist hier.
Man kann übrigens auch mit einem kleinen Boot Spaß haben. Lasst Euch von den Bildern bezaubern und vom Ton nicht verwirren, selbstverständlich sprechen unsere Kollegen vor Ort Deutsch mit Euch. Hier dazu das Video.
Falls Ihr Teenies seid und die Eltern beim Rodeln ungeduldig werden: Ebenfalls am Fuß des Hebewerks ist die Cristallierie Lehrer. Dort kann man zusehen, wie Glas geblasen und geschliffen wird, es gibt ein schönes kleines Café und einen Laden, in dem man eine große Vielfalt an Glaskunstwerken kaufen kann.
Vor oder nach dem Törn lohnt es sich übrigens, noch einmal beim Fabrik-Outlet von Carlton-Mephisto anzuhalten. Die edlen Mephisto-Schuhe und viele andere Schuhe von der zarten Sandale bis zum Wanderstiefel werden nämlich drei Kilometer von unserer Basis entfernt in Sarrebourg hergestellt. Der Outlet-Store ist gigantisch. Unser Tipp: Schaut Euch nach Bootsschuhen von TBS um!
Mit großem Vergnügen haben wir in dem Beitrag eine Flasche Cremant d’Alsace aus dem Weingut von Annelies Lang in Wolxheim verkostet. Viele kennen Madame Lang vielleicht noch aus Vor-Corona-Zeiten, sie gehört zu dem Kreis der Winzer, die regelmäßig bei Boot & Wein ihre Tropfen anbietet. Selbstverständlich wurde nichts von dem leckeren Cremant verschwendet, sondern abends einer genussvollen Verwertung zugeführt. Sie macht übrigens auch einen sehr leckeren Riesling und andere Weißweine.
Die besondere Verbindung von KUHNLE-TOURS und Frankreich
Im Frühling Jahr 1943 gratulierte man Helmuth Kuhnle, damals gerade 18 Jahre alt, zum bestandenen Not-Abitur und teilte ihm mit, dass nunmehr keinerlei Hindernisse mehr bestünden, ihn zum Kriegsdienst einzuziehen. Wie so viele junge Männer seiner Generation fügte er sich, wurde im brandenburgischen Jüterbog und in München zum Funker ausgebildet und danach ins von Deutschland besetzte Frankreich geschickt. Im Spätsommer 1944 wurde sein Trupp von alliierten Soldaten angegriffen und Helmuth Kuhnle kam in Kriegsgefangenschaft. Ein guter Kamerad starb bei diesem Angriff, erst über 50 Jahre später sollte Helmuth Kuhnle die Kraft aufbringen, nach dessen Grab zu suchen.
Die gefangenen deutschen Soldaten wurden in die Zitadelle von Besançon gebracht, dessen Kasematten und Stallungen seitdem Theodor Fontane hier 1870/71 eingesessen hatte, nicht an Komfort gewonnen hatten. Mehrere Monate vergingen, bis die Soldaten erstmals nach Haus schreiben durften. Die Haftbedingungen waren selbst für Kriegsverhältnisse miserabel, es fehlte an Latrinen, Lebensmitteln, Heizung, ärztlicher Versorgung. Einer musste vorgeschickt werden, um bei den Bewachern wenigstens kleine Verbesserungen zu erreichen. Die Wahl fiel auf Kamerad Helmuth, der hatte ja im Gymnasium wenigstens Französisch gelernt.
Bis 1948 blieb Helmuth Kuhnle in französischer Kriegsgefangenschaft, zunächst als Sprecher der Gefangenen in Besançon, später kam er zu verschiedenen Bauern und Gutshöfen zum Arbeiten. Er wurde mal gut und mal schlecht behandelt, manch Bauer behandelte ihn so, wie er sich gewünscht hätte, dass sein eigener Sohn in Gefangenschaft behandelt werden würde, manch anderer ließ ihn für das im Krieg erlittene Leid büßen. Helmuth Kuhnle versuchte zu überleben, verbesserte sein Schulfranzösisch und kam zu dem Schluss, dass Menschen eben sind wie sie sind und dass Krieg zwischen Deutschen und Franzosen „ein Riesen-Mischt“ ist und nie wieder passieren sollte.
Aus der Gefangenschaft entlassen, kümmerte er sich darum, einen Beruf zu lernen und sich auf eigene Beine zu stellen. Mit der Familiengründung machte sich Helmuth Kuhnle Gedanken darüber, was er wohl dazu beitragen könnte, dass seinen Kindern Kriegserlebnisse und Gefangenschaft erspart bleiben würden. Seine Idee: Lasst uns einander in friedlichen Zeiten kennenlernen und miteinander reden.
Schnell war eine ebenso junge und kinderreiche Familie gefunden, mit der sich eine dauerhafte Freundschaft aufbauen und pflegen ließ. Die Eltern tranken Wein, plauderten über dies und jenes und sahen den insgesamt zehn Kindern beim Spielen zu. In den Schulferien setzte man die Kinder in Bus und Bahn und schickte sie nach Frankreich und Deutschland zur jeweils anderen Familie. So erging es auch dem Ältesten Kuhnle-Kind, Harald, der dadurch in jungen Jahren zu recht umfangreichen französischen Sprachkenntnissen kam, die er – das darf an dieser Stelle bemerkt werden – mit den Mitteln von Fleiß und Ausdauer in der Schule wohl eher nicht erreicht hätte.
Nach ersten Segelerfahrungen auf dem Bodensee fiel es ihm leicht, seine weiteren Schritte in der Bootswelt an Bord eines belgischen Seglers auf Korsika zu machen. Französisch konnte er ja. Als es wenig später darum ging, den damals noch ganz neuen Hausboottourismus auf den französischen Kanälen für deutsche Urlauber zugänglich zu machen, war er wieder zur Stelle, konnte mit den französischen Charterfirmen verhandeln und sich dank der Feriensozialisation in der Partnerfamilie in die Denkweise seiner Geschäftspartner versetzen. Das war 1981 auch in Westdeutschland längst nicht selbstverständlich.
Bis Anfang der 1990er Jahre lag der Schwerpunkt des europäischen Hausboottourismus in Frankreich. Harald Kuhnle erklärte den Deutschen Land und Boote und hat damit wohl auch seinen kleinen Teil dazu beigetragen, dass Deutsche und Franzosen sich als Partner in Europa betrachten und nicht mehr als Erbfeinde. „Boot fahren, Leute treffen, miteinander ein Glas Wein oder ein Schleusenbier trinken, einen Sprachkurs machen – kostet alles nicht die Welt“ sagt der Kuhnle-Tours-Gründer, „nur Frieden und Völkerverständigung sind unbezahlbar.“
Die Idee von Helmuth Kuhnle, dass man die Sprache und den Nachbarn kennen muss, hat übrigens Bestand: Fast alle seiner acht Enkelkinder sprechen zwischen sehr gut und ordentlich Französisch.
Helmuth Kuhnle starb 2014 im Alter von 90 Jahren. Seine Bitte an den Bürgermeister von Besançon, doch mit einer kleinen Tafel auch an die Funktion der Zitadelle als Kriegsgefangenenlager im zweiten Weltkrieg zu erinnern, blieb unbeantwortet.
Mehr über Helmuth Kuhnle und die Kriegsgefangenen von Besançon:
http://www.pga-besancon.eu/fr/reportages/
KUHNLE-TOURS empfängt regelmäßig Schulklassen im Rahmen des deutsch-französischen Entdeckertags. Für Austausch, Praktika und Arbeitsaufenthalte empfehlen wir die Webseite des deutsch-französischen Jugendwerks.
Für Schülerinnen und Schüler: Das Brigitte-Sauzay-Programm
Eine ebenso effektive wie kostengünstige Möglichkeit, in jungen Jahren gut Französisch zu lernen ist der Schüleraustausch über das Brigitte-Sauzay-Programm des Deutsch-Französischen Jugendwerks. In der 8. bis 10. Klasse verbringt ein(e) französische(r) Schüler(in) zwei bis drei Monate in einer deutschen Familie und besucht mit dem/der Austauschpartner(in) zusammen die Schule, etwa ein halbes Jahr säter verbringt dann das deutsche Kind zwei bis drei Monate in der französischen Gastfamilie. Da der Austausch auf Gegenseitigkeit funktioniert (ich fütter dein Kind, du fütterst mein Kind), fallen lediglich die Fahrtkosten an, die zu einem großen Teil das Deutsch-Französische Jugendwerk fördert. Man ist also mit 100 Euro plus Taschengeld dabei und bekommt ein Kind zurück dass nach drei Monaten Frankreich alle Französischlehrer daheim an die Wand quatscht.
Mitwirkende dieser Sendung:
Moderation: Tabea Nickel
Interviewpartnerin: Cordula Gaudeck
Schnitt: Lars Finkous und Daler Radzhabov
Webseite und Studiokamera: Lisa Holtemayer
Grafik, Kulisse: Heike Meyer
Studioeinrichtung, Begleitung, Beratung, Schulung, Telefon-Notruf: Baererfilms
Kulissenbau: Ricardo Götz und Michael Born (Kuhnle Werft)
Fluvius TV-Jingle: Ricardo Götz
Drehbuch, Webseite und Versorgung mit Brausebonbons: Dagmar Kuhnle