Fahrt der ASB-Wasserrettungs-Besatzung mit der Komoran 1280„Riga“ von Kuhnle-Tours

Fahrt der ASB-Wasserrettungs-Besatzung mit der Komoran 1280„Riga“ von Kuhnle-Tours

vom 22.03. bis 27.03.2023 auf den Berliner Gewässern

1. Vor der Fahrt

„Man müsste mal …“ so fangen viele Geschichten an. Auch unsere.

Im vergangenen Jahr sagten wir uns: „Man müsste mal das Bootfahren aus der Perspektive der Wassersportler und Touristen erleben.“ Als langjährige Besatzungsmitglieder von Wasserrettungsstationen an den Berliner Gewässern sind wir regelmäßig auf dem Wasser, dann allerdings mit einem Rettungsboot und häufig nicht zum Spaß.

„Wassersport ist ziemlich teuer, das kann sich nicht jeder leisten“, ist ein übliches Argument gegen diesen schönen Sport. Im Verein sieht die Sache schon anders aus. Das gilt im Wasserrettungsdienst des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) und selbstverständlich ebenso für die anderen im Wasserrettungsdienst tätigen Hilfsorganisationen (die DLRG/Deutsche Lebensrettungsgesellschaft, das DRK/Deutsches Rotes Kreuz und – an der Küste – die DGzRS/Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger). In diesen Hilfsorganisationen setzen sich Menschen in ihrer Freizeit mit viel Engagement für Menschen in Not ein.

Die Bereitschaft, in einem Ehrenamt aktiv zu werden, ist nach unseren Beobachtungen mit steigendem Einkommen der Menschen immer geringer ausgeprägt. Das heißt: Im Ehrenamt sind überdurchschnittlich viele Menschen mit geringem Einkommen engagiert, aus unserer Sicht oft ohne ausreichende Würdigung.

Auf der anderen Seite gilt: Wer es sich leisten kann, „fährt Boot und lässt retten“. Den Rettungsdienst – manchmal unter Einsatz des eigenen Lebens – machen andere.

Um die Arbeit unserer Stationsbesatzung zu würdigen, ist es seit Jahren eine schöne Tradition, dass wir kurz vor Beginn der Dienst-Saison etwas gemeinsam unternehmen. Da sind wir wieder am Anfang: Man müsste mal … – aber bezahlbar muss es für jeden von uns sein. Aus diesem Grund scheidet eine Bootscharter eigentlich schon aus. Es sei denn, es findet sich ein Partner, der die Aktivitäten unserer Samariterinnen und Samariter zu würdigen weiß und uns entsprechend unterstützen möchte. Also begaben wir uns auf die Suche (ganz ehrlich: wir haben nicht daran geglaubt).

2. Der Fund

Ende Januar kamen wir mit Kuhnle-Tours in Kontakt. „Plötzlich und unerwartet“ kann auch einmal positiv verstanden werden: Wir trugen unser Anliegen vor und stießen auf Begeisterung für unsere Arbeit und viel Verständnis für unsere Situation. Dank einer großzügigen finanziellen Regelung war eine Bootsreise in greifbare Nähe gerückt.

Also schnell noch alle offenen Fragen klären und die Verträge unterzeichnen. Vorfreude keimt auf …

3. Der Törn

22.03.2023

Endlich ist er da, der 22.03.2023, der Tag der Bootsübernahme. Das Boot liegt für uns bereit in der Kuhnle-Marina in Zeuthen bei Berlin – quasi mitten in unserem Einsatzgebiet.

Das für uns reservierte Boot ist eine Kormoran 1280. Sie hört auf den schönen Namen „Riga“ und misst 13,10 x 3,90 m. Der Tiefgang ist mit 0,85 m ausgewiesen, die Durchfahrtshöhe beträgt schlanke 2,85 m bei gelegtem Bimini. Das Bimini soll – so wird uns mitgeteilt – während der Fahrt immer gelegt werden, damit man nicht an den niedrigen Berliner Brücken hängen bleibt.

Da alle Mitreisenden an diesem Tag noch arbeiten müssen, hat sich unser Skipper bereiterklärt, das Boot um 15 Uhr allein zu übernehmen. Erste Überraschung: Wir sind in Zeuthen „Charterkunde Nr. Eins“ dieser Saison. Die zweite Überraschung: Für ein Boot mit Baujahr 2003 ist die „Riga“ innen und außen in einem erstaunlich guten Zustand.

Der Nachmittag vergeht mit der obligatorischen Einweisung, einer kurzen Probefahrt und dem leidigen Papierkram. Man gibt uns noch den gut gemeinten Rat, immer alle Papiere bei der Hand zu haben. Zu dieser Jahreszeit kontrolliere die Wasserschutzpolizei sehr gern.

Nach dem Stauen der Vorräte und Aufklaren hat sich der Skipper ein Feierabendbier verdient. Das Wetter (WX 17 Uhr) passt dazu: 5/8 bewölkt, sonnig und gute Sicht, Wind mit 3 bis 4 Bft. aus SSO und 21 °C (!).

Das Feierabendbier an Oberdeck mit Blick auf die Kuhnle-Marina.

23.03.2023

Am 23.03.2023 zeigt sich, dass es doch erst März ist: WX 08 Uhr 8/8 bewölkt, Regen, Wind mit 1 bis 2 Bft. aus SSW, 11 °C.

Morgens um 08 Uhr kommt der erste Teil der Mannschaft an Bord. Nach dem gemeinsamen Frühstück geht es los in Richtung Innenstadt.

Der ASB fährt …

Wir fahren zur ASB-Station Badewiese und statten ihr einen kurzen Kontrollbesuch ab (einige Crewmitglieder haben hier ihren ehrenamtlichen Arbeitsplatz). Dass die Stationen übrigens alle so verlassen aussehen, hat einen Grund: Wir haben März, Saisonstart ist das erste April-Wochenende.

Zur Kontrolle auf die Station Badewiese.

Es geht weiter durch Schmöckwitz, über den Langen See und vorbei an der berühmten Regattastrecke auf der einen Seite und dem ebenso berühmten Müggelturm auf der anderen. Am Langen See befindet sich die Station Bammelecke, eine von zwei Stationen der DLRG im Bereich Dahme/Spree.

Die DLRG-Station Bammelecke.

Weiter geht es am Ortsteil Wendenschloss entlang. Kurz nachdem wir unsere Werft an Steuerbord passiert haben, fahren wir in den Teltowkanal ein. Die Werft macht zu dieser Jahreszeit ebenfalls einen verlassenen Eindruck, aber das täuscht. In der Halle wird letzte Hand an die Boote gelegt, damit sie zum Saisonbeginn geslippt werden können. Dann sind unter der Woche alle Stege vor dem Gebäude mit Booten belegt, denn der ehrenamtliche Wasserrettungsdienst steht heute nur an den Wochenenden zur Verfügung. Vor 30 Jahren war das noch anders, da waren die Helfer auch da, wenn unter der Woche Wassersportler oder Schwimmer in Seenot kamen …

Das graue Gebäude ist die von ASB und DLRG gemeinsam genutzte Werft, rechts im Glasteil ist die ASB-Leitstelle Spree untergebracht.

Seit den Mittagsstunden frischt der Wind deutlich auf, er weht jetzt mit 4 Bft. aus Westen. Dafür wird es teils sonnig.

Unser Ziel für diesen ersten Tag soll der Hafen Tempelhof sein. Um 13.20 Uhr haben wir ihn erreicht – und sind überrascht, dass zu dieser Jahres- und Tageszeit bereits alle Gastliegeplätze (für die Größe unseres Bootes) belegt sind. Wer in der Saison hier einen Zwischenaufenthalt plant, sollte also lieber vorher nachfragen.

Da wir noch ausreichend Zeit haben, fahren wir den Teltowkanal wieder zu Berg, dann über den Britzer Zweigkanal bis zur Spree und diese ebenfalls zu Berg in Richtung Köpenick.

Industrie-Architektur an der Spree, rechts hinten die ehemaligen Kabelwerke Oberspree (KWO).

Auf den Liegeplätzen hinter dem Köpenicker Schloss steht direkt der Wind, weshalb wir auf ein Liegen hier verzichten. Da wir morgen sowieso nochmal Richtung Innenstadt wollen, gehen wir zur Nacht etwas außerhalb von Köpenick spreeab an eine sehr ruhige Liegestelle.

Ausblick von der Liegestelle.

Dort sind wir zu dieser Jahreszeit noch allein. Zum Abend wird das Wetter wieder deutlich wechselhafter (WX 17 Uhr 7/8 bew., Regenschauer mit kräftigem Wind, sonnige Abschnitte, Wind mit 5 Bft. aus WSW, in Böen 7 Bft.).

24.03.2023

Der Freitag erwartet uns mit 8/8 Bewölkung, guter Sicht, Wind mit 1 bis 2 Bft. aus West, 12 °C sollen es noch werden. Da der große Streik kommenden Montag bereits seine Schatten voraus wirft, holen wir sicherheitshalber noch schnell die aktuellen Schleusen-Infos ein, dann geht es wieder los Richtung Innenstadt. Diesmal ausschließlich auf der Spree.

Der nette Schleusenwärter hat uns zwar bestätigt, dass die Mühlendamm-Schleuse normal in Betrieb ist, aber auch mitgeteilt, dass die Schillingbrücke in Höhe Ostbahnhof noch bis 15 Uhr wegen Bauarbeiten komplett gesperrt wäre. So richtig können wir das nicht glauben – Bauarbeiten, Freitag, bis 15 Uhr??? Wir fahren also los (WX 10 Uhr 7/8 bew., gute Sicht, Wind mit 3 bis 4 Bft. aus West, Böen bis 6 Bft., 12 °C).

Oberbaumbrücke voraus, rechts der ehemalige Osthafen.

Um 12.30 Uhr sind wir an der Schillingbrücke – von den Bauarbeitern keine Spur, die Arbeitsboote liegen sicher vertäut am Ufer, keine Sperrzeichen – also auf in Richtung Mühlendamm-Schleuse.

Trotz telefonischer Anmeldung lässt uns der freundliche Schleusenwärter an der Sportboot-Wartestelle festmachen, um 20 Sekunden. später die Einfahrt in die bereits vorher geöffnete Schleuse freizugeben. Er wollte vielleicht erst einmal sehen, wie sich die Charterboot-Crew anstellt. Zwar sind die Berliner Gewässer in diesem Bereich nur mit Sportboot-Führerschein zu befahren, aber auch Schein-Inhaber sind nicht immer fit in der Handhabung von Charterbooten. Im Bereich der Mühlendamm-Schleuse ist bei bestimmten Windrichtungen mit unangenehmen Scherwinden zu rechnen, die das Manövrieren in der Schleuse zu einem aufregenden Spektakel werden lassen können. Wir sind nach einem Tag Training auf diesem Bootstyp bereits eingespielt, so dass die Manöver auch mit kräftigen Scherwinden (in Böen bestimmt 5 bis 6 Bft.) tadellos gelingen.

Hinter der Mühlendamm-Schleuse reihen wir uns in den zahlreichen Sightseeing-Verkehr ein. In der Saison sind deshalb Sportboote von 10 Uhr bis 19 Uhr mit Binnenschiffahrtsfunk ausrüstungspflichtig, aber das gilt erst ab 01. April.

Liegestelle Schiffbauerdamm.

Wir machen an der Liegestelle Schiffbauerdamm am Bahnhof Friedrichstraße fest und wollen ein Crewmitglied an Bord nehmen. Zuvor bekommen wir noch Besuch der Wasserschutzpolizei (WSP 34). Die angekündigte Kontrolle. Und man macht uns darauf aufmerksam, dass wir eigentlich hier und heute gar nicht liegen dürfen – die Liegestelle gilt nur in der Saison und nur für maximal 24 Stunden. Allerdings stellt sogar die freundliche Polizistin fest, dass die Beschilderung durchaus auch anders verstanden werden kann.

Die Beschilderung ist zumindest verwirrend.

Nettigkeit zahlt sich aus – wir dürfen bleiben und unsere Crew vervollständigen. Nachdem das gelungen ist und die Einweisung erfolgte, werfen wir während eines unvermittelten Regenschauers los und fahren dann aber bei bester Sonne weiter Richtung westliche Innenstadt. Es geht vorbei am Regierungsviertel, am Hauptbahnhof, an den Schlössern Bellevue und Charlottenburg. Wir fahren bis zur Schleuse Charlottenburg, biegen dort noch ein Stück auf den Westhafenkanal ein und wollen eigentlich über den Charlottenburger Verbindungskanal wieder zurück zur Spree.

Dieses Kanalstück ist jedoch in beiden Richtungen wegen Bauarbeiten gesperrt, so dass wir umkehren und den gleichen Weg zurück bis zum Schloss Charlottenburg nehmen.

Dort gibt es eine ausgewiesene Liegestelle, die in dieser Nacht zudem den Vorteil hat, sehr windgeschützt zu sein. Unweit davon befindet sich ein Craft-Bier-Brauhaus, Abendessen und Tagesausklang sind also gesichert.

25.03.2023

Wir werfen bereits um 07.50 Uhr los. Wir wollen vor den Ausflugs-Dampfern unterwegs sein. Tatsächlich sind wir fast den gesamten Weg zurück bis zur Mühlendammschleuse allein (WX 08 Uhr 2/8 bew., sonnig, Wind mit 3 bis 4 Bft. aus West, Böen bis 6 Bft., 10 °C).

Die Mühlendammschleuse passieren wir nach einer Viertelstunde Wartezeit, wieder mit kräftigen Scherwinden. Nach der Schleuse ist „Kaffee maritim“ angesagt, die Chefin der Pantry hat sich selbst übertroffen.

Rechts Kreuzberg, links Friedrichshain mit dem letzten Stück Berliner Mauer, voraus die Oberbaumbrücke.

Die Halbinsel Alt-Stralau war einmal eine ärmliche Fischersiedlung, heute ist es ein hipper Stadtteil mit schicken Neubauten.

Es geht die Spree hinauf in Richtung Köpenicker Becken. Wir biegen in die Müggelspree in Richtung Müggelsee ab. Inzwischen hat der Wind auf 4 bis 5 Bft. aufgefrischt, die Böen mit bis 7 Bft. werden zahlreicher.

Kurz vor 12 Uhr erreichen wir Friedrichshagen und den Ausgang des Müggelsees. Die Tonnen des vorgeschriebenen Fahrweges für motorbetriebene Fahrzeuge sind nach der Winterruhe noch nicht wieder ausgelegt, dank des selbst mitgebrachten GPS/MovingMap sind wir absolut „vorschriftsmäßig“ unterwegs. Das Boot bewegt sich in den 30 bis 50 Zentimeter hohen, von steuerbord-achtern anlaufenden Wellen fast überhaupt nicht und läuft überraschend kursstabil. Lediglich die Seitenwind-Komponente muss beachtet werden – bei der Seitenfläche kein Wunder.

ASB-Station Rahnsdorf voraus.

Mit dem entsprechenden Vorhaltewinkel gelingt eine Punktlandung an der Wasserrettungsstation Rahnsdorf, gelegen unmittelbar am Eingang des Großen Müggelsees. Weiter geht es durch einen der schönsten (leider im Sommer auch vollsten) Abschnitte der Berliner Gewässer, der Müggelspree bis zum Dämeritzsee bei Erkner. Von dort fahren wir bei immer noch auffrischendem Wind über den Seddinsee in Richtung Schmöckwitz (WX 13.30 Uhr 6/8 bew., Schauer, gute Sicht, Wind mit 5 Bft. aus SW, Böen 7 Bft., 10 °C).

ASB-Station TRO am Seddinsee.

Ein einziges Boot außer uns ist auf dem ganzen See zu sehen – ebenfalls eine Kormoran von Kuhnle Tours. Es ist zu Gast auf einer unserer Wasserrettungsstationen und Kulisse für einen Filmdreh. Also schnell mal neugierig (nicht zu nah!) vorbeigefahren, fröhliches Winken auf beiden Seiten, dann biegen wir in die Große Krampe nach Norden.

Die Kuhnle 1500 mit dem Filmteam an der ASB-Station Seddinsee.

Die Große Krampe ist ein Dahme-Altarm, der in Müggelheim endet. Dort befindet sich ebenfalls eine unserer Wasserrettungsstationen. Wir machen zu einer Kontrolle der Station (einige unserer Crew-Mitglieder kommen von hier) bei ordentlich auflandigem Wind kurz fest. Das Ablegen bei Seitenwind von 7 Bft. ist tricky und gelingt nur, weil wir genaueste Revierkenntnis haben (Wassertiefe am Steg)! Für „normale“ Charter-Crews ist so etwas nicht zur Nachahmung zu empfehlen!

Warum wir die Böigkeit nicht abgewartet haben? Eine schwarze Wand zog auf und verhieß nichts gutes, da wollten wir auf jeden Fall vorher verschwunden sein.

Als der Himmel seine Schleusen öffnete, waren alle Manöverstationen ordenlich aufgeklart und wir im trockenen Steuerhaus versammelt. Der folgende Wolkenbruch war einer der beeindruckensten der letzten Zeit und wir wussten ein Boot mit einem geschlossenen Steuerhaus sehr zu schätzen.

Der Regen macht Löcher ins Wasser!

Die Regengüsse haben wir mit einer kleinen Ausdehnung unserer Fahrt nach Schmöckwitz um den Großen Rohrwall auf dem Langen See abgewettert. Danach kurzer Zwischenstopp in Schmöckwitz, bevor wir zum Abend im Kuhnle Tours-Hafen in Zeuthen festmachen.

26.03.2023

Der Sonntag, beginnt mit einem Zeitsprung – ab heute gilt wieder die MESZ. Also WX erst 9 Uhr (7/8 bew., leichter Regen, gute Sicht, Wind mit 1 bis 2 Bft. aus West, 8 °C).

Ablegen in der Kuhnle-Marina Zeuthen.

Nach ausgiebigem und spätem Frühstück werfen wir los und fahren Dahme-aufwärts in Richtung Königs Wusterhausen. Auf dem Weg dorthin stoppt uns die WSP 20. Kontrolle. Diesmal nur die Papiere, falsch gemacht haben wir nichts. Und man kennt sich aus dem Revier. Deshalb alles sehr nett, freundlich und nach fünf Minuten erledigt.

Wir fahren nach Königs Wusterhausen und wenden nach dem Hafen. Die Schleuse Neue Mühle, über die man die Dahme weiter zu Berg fahren könnte, hat an diesem Sonntag nicht geöffnet. Das hat ausnahmsweise nichts mit dem Streik am morgigen Montag zu tun, sondern ist in der Zeit außerhalb der Saison immer so. Ab 1. April ändert sich das: Bis Ende Oktober ist die Schleuse auch Sonntags besetzt.

Nun also stromab und dann abbiegend in Richtung Krossinsee. Über den Oder-Spree-Kanal gelangen wir wieder in den Seddinsee. Von dort fahren wir nochmal über den Gosener Kanal in den Dämeritzsee, wenden uns diesmal aber in Richtung Osten nach Erkner. Hinter der Ortslage beginnt der Flakensee, an dessen nördlichem Ende der Ort Woltersdorf mit der gleichnamigen Schleuse in die Rüdersdorfer Gewässer liegt. Wir wollen aber nur bis nach Woltersdorf, da uns ein kleiner Hunger plagt.

Die Suche nach einer Liegestelle treibt den Hafenmeister eines Segelclubs auf den Steg, um uns persönlich in Empfang zu nehmen. Er geht nach dem Festmachen auch gleich ins Gasthaus, um unser Erscheinen anzukündigen. Neben dem ausgesprochen netten Empfang ist das Gasthaus „Klabautermann“ erwähnenswert, welches neben einem wunderbaren Blick über den Flakensee und den Ort Woltersdorf auch über eine sehr gute Küche verfügt. Die Forelle „Müllerin“ war eine der besten der letzten Jahre – und wir sind sicher, dass wir nicht alle Fische aufgegessen haben.

Leider ist für einen Abstecher in die Löcknitz nach Grünheide (ja, das ist der Ort, wo Elon Musk seine Tesla-Fabrik gebaut hat) keine Zeit mehr. Das Essen war so vorzüglich, dass wir uns entsprechend Zeit gelassen haben. Übrigens: Die Löcknitz wird zwar regelmäßig auch von Ausflugs-Dampfern befahren, verkrautet aber im Verlauf der Saison derart, dass eine Fahrt eigentlich nur bis Mai empfehlenswert ist.

Der Rückweg führt uns über die bekannten Gewässer Flakensee, Dämeritzsee, Gosener Kanal und Seddinsee. Dort begegnen wir wieder der Filmcrew, diesmal mit dem Boot auf dem See.

Winke-Winke, die zweite – beim Filmdreh.

Ziemlich wehmütig laufen wir in Richtung Zeuthener See, passieren kurz vor dem Einlaufen noch die ASB-Station Zeuthen am gegenüberliegenden Ufer und machen kurz vor dem Dunkelwerden in der Kuhnle-Marina fest.

Aufklaren, Abrüsten und Autos packen sind die letzten Aktivitäten des Tages. Die Crew-Mitglieder verabschieden sich, nur der Skipper bleibt für die Übergabe am morgigen Tag an Bord.

27.03.2023

Der Morgen der Rückgabe wartet mit einem schönen Sonnenaufgang auf, nach einer Nacht mit um die Null Grad – da schätzt man die gute Heizung, die das Boot ohne Zweifel hat.

Am Morgen der Rückgabe.

Die Rückgabe verläuft wie die Übergabe völlig unkompliziert. Wir haben allerdings auch ordentlich Groß-Reinschiff gemacht, Schäden sind innen wie außen keine zu beklagen. Einen großen Dank an alle Mitarbeiter der Charterbasis, die mit ihrer Arbeit zum Gelingen der Tour beigetragen haben.

Das Fazit

Die Mitglieder der ehrenamtlichen Stationsbesatzungen bedanken sich hiermit bei der Firma Kuhnle-Tours, die durch ihr Entgegenkommen dieses Erlebnis für uns möglich gemacht hat. Vielen Dank für Ihre Würdigung unserer Arbeit, die Sie dadurch zum Ausdruck gebracht haben. Dank auch an alle Mitarbeiter, die vor und hinter den Kulissen für uns tätig waren: Stellvertretend seien genannt die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, die Reservierungscrew und die Geschäftsleitung.

Ein Fazit erwartet der geneigte Leser sicher auch im Hinblick auf das Boot, kann es doch eine gute Entscheidungshilfe sein, wenn man sich mit dem Gedanken an eine Charter beschäftigt.

Wie bereits erwähnt, machte das Boot für seine 20 Lebensjahre einen gepflegten und aktuellen Eindruck. Erwähnenswerte technische Unzulänglichkeiten sind uns nicht aufgefallen. Die Bilge war vollständig trocken. An einigen Stellen war sichtbar, dass im Laufe der Zeit Erneuerungen stattgefunden haben (Vorhänge, Beschläge, Toiletten-Pumpspülung).

Die Polsterung im gesamten Boot ist sicher auch vor kurzem erneuert worden, erschien uns auf den Lattenrosten der Kojen aber ein wenig unterdimensioniert. Wer es gern mag, wird sich über den recht harten Liegekomfort freuen. Der Polsterschaumstoff nimmt offenbar kein Wasser auf, selbst als erste Charterer nach der Winterruhe wirkte kein Polster feucht oder klamm. Dazu tragen sicher auch die sehr wirksame Warmwasser-Heizung und die Lattenroste bei, die Unter- und Hinterlüftung sorgt überall für Zirkulation. Beeindruckend für ein Boot dieser Länge sind die Dimensionen der Kojen. Wir können uns nicht erinnern, jemals auf einem Boot schon so lange Kojen gesehen zu haben. Das wird große Menschen freuen, da die Kojenmaße meist ein Problem in der Seefahrt sind und daran oft gespart wird.

Staumöglichkeiten sind zahlreich und gut nutzbar vorhanden. Die Tanks für Frisch- und Schwarzwasser sowie Diesel sind gut dimensioniert. Bewegungsraum ist ausreichend vorhanden.

Ausgelegt ist das Boot für eine Besatzung von 7 + 2, also sieben Kojen in drei Kammern und zwei Liegemöglichkeiten in der umgebauten Sitzgruppe im Steuerhaus. Jede Kammer hat eine eigene Nasszelle mit WC und Dusche.

Besetzt man das Boot mit der maximalen Anzahl von Personen, dürfte es recht eng werden. Mit einer Besatzung von sechs Personen fährt es sich sehr angenehm.

Das Boot dürfte auch für einen unerfahrenen Chartergast gut handhabbar sein. Beachtet man die Limitationen, ist das Boot immer gefahrlos zu führen. Der Geradeauslauf allerdings ist seine Sache nicht, es braucht sehr regelmäßige Korrekturen, möchte man nicht „seinen Namen schreiben“. Die Seitenwind-Anfälligkeit muss man beachten, aber die ist nunmal konstruktionsbedingt und dem Komfort in der Unterbringung geschuldet. Der recht breite Bug macht das Fahren gegenan nicht unbedingt ruhig, vor der Welle läuft das Boot wesentlich angenehmer.

Wie bei Charterbooten üblich, ist die Motorisierung so ausgelegt, dass die gesetzlich zulässige Geschwindigkeit für Charterschein-Gäste (12 km/h) nicht überschritten wird. Manchmal wirkt das Boot dadurch beim Manövrieren etwas schwachbrüstig. Gut hingegen ist die Ausstattung mit einer hydraulischen Kraftübertragung auf die Schraube und auf das Bugstrahlruder, welches dadurch im Betrieb zeitlich nicht limitiert ist (wenn man es denn braucht …). Vibrationen sind dadurch so gut wie keine zu spüren. Auch der Geräuschpegel ist im Steuerhaus und auf Deck angenehm niedrig.

Alles in allem können wir sagen, dass das Boot unsere Erwartungen mehr als erfüllt hat. Für den Fall, dass sich noch einmal eine Charter-Gelegenheit ergibt, werden wir diese sicher gern in Anspruch nehmen.

Mitten durch Berlin

Mitten durch Berlin

17 SSK-Mitglieder der Sektion Dreyländeregg trafen sich um 03.00 Uhr bei Meier Reisen in
Arlesheim. Der freundliche Chauffeur konnte pünktlich um 03.30 Uhr abfahren. Trotz des
vielen Gepäcks hat er den Anhänger wieder abgehängt und alles im Bus verstaut und somit
konnte er statt 80 mit 100 km Richtung Zürich fahren.

Zusammenfassung:

24. September 2022 bis 1. Oktober 2022
Organisation: Patricia und Markus Woodtli
43 Teilnehmer
17 aus der Sektion Dreyländeregg
10 Schiffe von Kuhnle-Tours:
9 Kormorane und 1 Aquino
Total Schleusen 5
Total Kilometer 195
Total gefahrene Zeit 27 Stunden

Samstag, 24. September 2022
Wetter in Basel regnerisch / Wetter in Berlin bedeckt und trocken / gefahrene km: 20

Mit einer kleinen Verspätung startete die Swiss-Maschine Richtung Berlin. Dort hatten wir auf dem neuen Flughafen einige Mühe, den Zubringerbus zu finden. Trotzdem waren wir zur rechten Zeit in Zeuthen auf der Kuhnle-Basis. Der Eindruck der Basis zeigte noch Spuren aus DDR-Zeiten. Schon bald kam der erste Höhepunkt: nach einem kurzen Fussmarsch war plötzlich Apéro-Zeit. Alle hatten etwas Hunger und Durst und alle Wünsche wurden erfüllt. Nach der Pause war jetzt plötzlich Smutje-Zeit. Schließlich musste ja noch für eine Woche Frühstück und Apéro eingekauft werden. Der Rewe-Markt war 800 Meter entfernt und auf der Basis hatte es nur zwei Handwagen. Die Bedenken, wegen dem Transport, waren nur kurz, da waren Katja und Albert Singer sowie Beatrice und Jakob Zurbuchen mit ihren Privatautos und haben den Transport teilweise übernommen. Je ein Schiffsführer musste auf der Basis zur Schiffsübernahme bleiben. Pünktlich um 14 Uhr begann die Einweisung durch die Chefin mit zackigem Berliner Charme. Um 15.30 Uhr konnten alle zehn Schiffe ablegen und über den Zeuthener und den Müggelsee beim Wassersportzentrum Berlin Spreepoint um 18 Uhr anlegen. Die junge Hafenmeisterin ist sofort auf einen Kormoran aufgestiegen und hat jedem Boot einen Platz zugewiesen. Um 19 Uhr haben uns Patricia und Markus im Restaurant Bräustübl zum Apéro und Nachtessen erwartet. Danach neigte sich ein langer Tag dem Ende zu und frühzeitig war auf allen Schiffen Nachtruhe angesagt.

Sonntag, 25.September 2022
Wetter: gut, leicht bedeckt / gefahrene km: 26 /Schleusen: 2


Auf unserem Schiff mit dem Namen «Dorsch» gab es zum Frühstück Spiegeleier. Wir hatten Glück, zwei Smutje an Bord zu haben. Zum einen Esthi Wentz, zum andren René Flad. Pünktlich um 9 Uhr startete der Konvoi Richtung Köpenick, Baumgarteninsel, Rümmels-Burger See, Insel der Jugend, auf der Spree durch Ober- und Unterschleuse zur Anlegestelle Schlossbrücke Charlottenburg. Der Schleusenwärter der zweiten
Schleuse war sehr humorvoll, hat er doch über Lautsprecheranlage verkündet, dass er jetzt Pause mache und im Weiteren seien Motoren abzustellen sowie auf das Rauchen zu verzichten. Um 14.20 Uhr wurden die Boote am Steiger vertäut. Jetzt war der Besuch von Schloss Charlottenburg angesagt. Nach dem
Bildervortrag war ein Umtrunk in einem umliegenden Gasthof unumgänglich. Zur großen Freude besuchte uns am Anlieger der Schweizer Botschafter und zeigte großes Interesse an unseren Schiffen. Das
Nachtessen war fakultativ und somit konnte jede Crew nach Wunsch und Laune ein Restaurant aussuchen. Ein großes Kompliment richte ich an die Heizung der Schiffe, bei den kühlen Nächten waren die Radiatoren eine sehr gute Wärmequelle.

Alle zehn Boote am öffentlichen Anleger Charlottenburg
Schleuse Charlottenburg von oben. Alle passen in einem Schleusengang durch

Montag, 26.September 2022
Wetter: sehr gut, mässiger Wind / gefahrene km: 27 / Schleusen: 1

Nach zwei Kilometern Fahrt kam bereits die erste Schleuse und alle zehn Schiffe konnten auf einmal schleusen. Trotz des Rotsignals im Wartebereich für Sportboote sind alle losgefahren, vergebens wartete ich auf eine Belehrung des Schleusenwärters via Lautsprecher. Nach einer gemütlichen Fahrt steuerten wir den Hafen von Potsdam an. Der sehr hilfsbereite Hafenmeister hat für jedes Boot einen Platz zugewiesen. Nach einem oder zwei Ankertrunks fuhr der Bus mit Reiseleiterin vor. Bei der dreistündigen Führung besuchten wir nebst Park Sanssouci und Cecilienhof diverse schöne Gebiete von Potsdam. Die charmante Reiseführerin erzählte nicht nur aus der vergangenen Römerzeit, sondern auch Geschichten aus ihrer Jugend in der DDR-Zeit, welche den meisten noch geläufig ist. Für das fakultative Nachtessen wählten einige das Hafenrestaurant aus. Von außen eher eine Kneipe, aber innen war das Essen, im Wintergarten, perfekt. Beim Dessert er zählte uns Goffredo Lörtscher von seinen Erlebnissen mit seinem Schiffsmotor. Dieses Jahr verzeichnete er so viele Ausfälle, dass er sich entschlossen hat, einen neuen Motor einbauen zu lassen. Seine Anekdoten mit entsprechenden Bildern wird er allen Interessierten bei seinem Referat am Hogg vom 1. Februar 2023 in Basel erzählen.

Am Steg in einer Linie – Marina am Tiefen See Potsdam
3er Pack rechts und 2er Pack links – passt!

Dienstag, 27.September 2022
Wetter: leichter Regen / gefahrene km: 16


Da wir erst um 14 Uhr zum Ablegen bereit sein mussten, nutzten alle die freie Zeit, den Bordvorrat zu ergänzen. Auf der Fahrt über den Templinersee und den Schwielowsee fuhren wir auf der Havel nach Werder. Nach einer kurzen Orientierung der Schiffsführer durch Markus, betreffend der Durchfahrt Berlin-Mitte, war der Apéro angesagt. Das vorzügliche Nachtessen und das sehr freundliche Personal sowie eine (oder zwei) Tröpfchen Fischergeist, rundeten den schönen Tag ab. Nach dem Absacker auf den Schiffen wurden die Lichter gelöscht.

Megapack in Werder, direkt neben dem Fischrestaurant Arielle, wo wir das zweite gemeinsame Nachtessen genossen

Mittwoch, 28. September 2022
Wetter: trocken, leicht bewölkt /gefahrene km: 42

Pünktlich um 9.30 Uhr wurden die Leinen gelöst. Über den großen und kleinen Zernsee und der Postdamer Havel und dem Sacrow-Paretzer-Kanal ging es ostwärts zum Schlänitzsee, Fahrlandersee, Weissersee, Jungfernsee via Havel nach Spandau. Teilweise fuhren wir bergwärts, teilweise talwärts. Durch diese Wechsel war auch die Betonung rot/grün manchmal verwirrend. Es kam vor, dass Schiffsführer auch mal auf der falschen Seite fuhren. Um 14.30 Uhr legten wir, trotzdem unversehrt, bei der Marina Lanke Spandau an. Der ordnungsliebende Hafenmeister wies allen Booten einen Platz zu. Heute war fakultatives Nachtessen angesagt. Wir haben uns für den Italiener entschieden.

Richtung «Berlin Mitte» nochmals durch die Schleuse Charlottenburg

Donnerstag, 29. September 2022
Wetter: bedeckt / gefahrene km: 20 / Schleusen: 1

Noch vor 7 Uhr sind alle Schiffe gestartet. Über die Havel, die untere Spree sind wir auf der Berliner
Spree an unserem Nachtlager Schiffbauerdamm, unweit des Regierungsgebäudes, um 9.30 Uhr angelangt. Wir mussten so früh fahren, weil Berlin-Mitte ohne Funkausrüstung ab 10.30 Uhr nicht befahren werden darf. Jetzt setzte auch der starke Verkehr mit Ausflugsbooten ein. Wehe du kommst ihnen ins Fahrwasser, ich vertraue den Kormorans auf ihre Stabilität, traue aber nicht den Kappenmännern (Wasserschutzpolizei). Auch aufgefallen sind mir die vielen Clochards an den Ufern. Bei den einen bestand die Wohnung aus alten Schachteln, bei anderen aus einem Zelt mit Vorplatz. Ich frage mich, wer glücklicher ist, die am Ufer oder wir, mit Vorschriften übersäten. Da wir sehr nahe beim Kanzleramt und dem Brandenburger Tor waren, war eine Citytour, speziell für die Damen, ein Muss. Wir wollten eigentlich auf den Fernsehturm, um die Aussicht zu genießen, aber 26 Euro Eintritt fanden wir dann doch zu überrissen.

Sieben Kuhnle-Boote am 100 Meter langen Schiffsbauerdamm, unweit des Regierungsviertels

Freitag, 30.September 2022
Wetter: sehr schön / gefahrene km: 37 / Schleusen: 1

Weiter ging’s auf der Spree und auf der Dahme und über den Zeuthener See bis nach Wildau. Anlegen im
Yachthafen Wildau. Der Hafenmeister wies und die Plätze so zu, dass es in der Einfahrt eng wurde. Somit hatten zwei Hafenanlieger an uns Schweizern nicht enorm große Freude. Um 15 Uhr waren alle Schiffe platziert und einige Schiffsbesatzungen legten einen Mittagsschlaf ein. Jetzt stand das große Abschiedsessen auf dem Programm. Das Hafenrestaurant «Villa am See» war nur zwei Steinwürfe entfernt. Während des Apéros erklärten uns Patricia und Markus, wie das morgen mit der Schiffabgabe laufen würde. Ein mitreisender Obmann einer Sektion hat während der Reise für die Organisatoren gesammelt. In einer kleinen Laudatio bedankte er sich, im Namen aller Teilnehmer bei Patricia und Markus. Sie haben nicht nur organisiert und bestellt, nein sie haben uns geführt und waren immer zur Stelle. Für ihr großes Engagement wurde ihnen ein Gutschein eines der größten Jachtausrüster der Schweiz ausgehändigt. In seiner Dankessprache meinte der Sprecher: Bei solchen Organisatoren kommen wir nächstes Jahr wieder.

Letzter Abend in der Villa am See
Fotosujets gibt’s überall – neben und auf dem Wasser

Samstag, 1. Oktober 2022
Wetter: leicht bedeckt, eher kühl

Jetzt kam die letzte kurze Fahrt von Wildau nach Zeuthen. Angekommen auf der Basis, haben die Herren sofort begonnen, das Gepäck aus den Schiffen zu nehmen. Die Damen und Smutjes haben die Boote besenrein gemacht. Nach einer kurzen Wartezeit kam die gleiche Chefin, wie bei der Schiffsübergabe, hat kurz die Betriebsstunden abgelesen und kontrolliert, ob wir nichts vergessen haben. Auf unserem Schiff haben wir prompt einen 12-Volt-Stecker liegen gelassen. Sofort hat sie uns das Objekt übergeben und gefragt, ob am Schiff etwas defekt sei. Da alles so speditiv abgelaufen war, waren wir etwas zu früh und konnten genüsslich eine Pfeife rauchen (Nichtraucher wissen nicht, wie schön das ist). Mit dem Zubringer-Bus fuhren wir zum Flughafen. Jetzt kam wieder das Prozedere wie in Zürich: Isaak Nohara suchen und schauen, wie er das Gepäck aufgibt. Die Billette hatten wir bereits beim letzten Nachtessen erhalten. Nach ein bis zwei Umtrünken und der Einnahme einer Zwischenverpflegung konnten wir den Weg zum Gate in Angriff nehmen. Nach dem Besteigen des Airbus der Swiss haben alle ihren Platz eingenommen. Der Pilot gab durch, dass sich der Abflug wegen dem Gepäck um dreißig Minuten verspätet. Dann wurde vom Personal die obligate kleine Schokolade und eine Flasche Wasser verteilt. Zufällig habe ich von meinem Sitz aus einen Blick aus dem Fenster geworfen und – man glaubt das nicht – da stand ein Förderband und unsere Koffer und kein Mensch, der das ganze bediente. Jetzt haben die Verantwortlichen zwanzig Jahre an diesem Flughafen gebaut, abgeändert, repariert etc. haben aber vergessen, genügend Personal zu rekrutieren. Als endlich das Gepäck verladen war, gab der Pilot bekannt, dass wegen schlechtem Wetter in Zürich weitere dreißig Minuten gewartet werden müsse. Nach einer geglückten Landung haben sich die Basler von den Kollegen und Kolleginnen der östlichen Schweiz verabschiedet und sind per Bus nach Arlesheim gereist.

Fazit
Das war eine sehr schöne Woche. Einen Dank richte ich an alle Teilnehmer für ihre Pünktlichkeit. Wir konnten jeden Tag gemeinsam pünktlich losfahren und fast keiner hat vorausfahrende Schiffe überholt. Danke auch an Köbi Zurbuchen, für seine schönen Luftaufnahmen. Ein riesengroßer Dank richtet sich an die Organisation Patricia und Markus. Macht weiter so, wir kommen wieder.

Text und Bilder Peter Wentz, Goffredo Lörtscher, Jakob Zurbuchen

Törnbericht aus der Zeitschrift Schleusenschiffer 04-2022

Berlin-Oder-Umfahrung vom 24.9.-8.10.2021 mit einem Motorboot Typ Kormoran 1150 der Firma KUHNLE-TOURS

Berlin-Oder-Umfahrung vom 24.9.-8.10.2021 mit einem Motorboot Typ Kormoran 1150 der Firma KUHNLE-TOURS

Die zurückgelegte Strecke – 544 KM

Die Berlin-Oder-Umfahrung ist eine Wegstrecke auf dem Wasser rund um Berlin. Die Strecke ist ca. 400 km lang, aber je nachdem, welche Abstecher man noch fahren will, kommt man leicht auf 500 – 600 km, und eventuell noch mehr. Berlin ist umgeben von herrlichen Seen, Kanälen und schiffbaren Flüssen, sodass die Stadt und die Erholungsgebiete dieser Metropole von der Wasserseite neue, schöne und interessante Einblicke ermöglichen. Um dies einmal zu erleben charterten wir, das sind Helga, Heimke, Friedrich und Klaus, ein passendes Motorboot für 2 Paare. Wir entschieden uns für ein Boot des Typs Kormoran 1150, von der Firma KUHNLE-TOURS, Rechlin.


Wir starteten am Nachmittag des 24. Septembers von Zeuthen aus. Gleich nach der Übergabe und dem Verstauen des Gepäcks nutzten wir den Nachmittag und fuhren sogleich in Richtung Rahnsdorf (Neu Venedig), und ankerten im Seddinsee. Am nächsten Tag auf dem Oder-Havel-Kanal fuhren wir bis Müllrose, dann von Eisenhüttenstadt, die Oder abwärts, ca. 130 km, über Frankfurt/Oder, Hohensaaten bis zur Schleuse Liepe am Eingang des Finowkanals. Wir besichtigten das alte und neue Schiffshebewerk Niederfinow und befuhren den Finowkanal aus dem 17. Jahrhundert mit seinen 14 Schleusen. Dann ging es bis Oranienburg, wo wir die Gedenkstätte des KZ Sachsenhausen besuchten.
Bald ging es dann auf der Havel bis Potsdam und anschließend über den Teltowkanal, Landwehrkanal und wieder auf der Spree kreuz und quer durch die City von Berlin. Zum Abschluss gönnten wir uns 4 Tage „Erholungstrip“ auf der Dahme, sowie auf den Teupitzer und Storkower Gewässern. Insgesamt legten wir in 14 Tagen 544 km zurück, dabei passierten wir 31 Schleusen und 3 Hubbrücken. Außer Zeuthen, Müllrose und ein wenig Oranienburg haben wir keine weiteren Stadtbesichtigungen gemacht. Wir haben uns im wesentlichen an der wunderschönen Kanal- und Flusslandschaft, sowie an den reichlich vorhandenen Wasservögeln, die uns im Wasser, auf den Bäumen und in der Luft begegneten, erfreut. Die Stadtansichten im Zentrum Berlins haben wir bewundert und die vielen, teils einfachen und entzückend hergerichteten Datschen, sowie die üppigen Stadtvillen auf den gepflegten Gärten mit Wasseranschluss und mit den schicken Motorbooten am Steg, ohne Neid zu verspüren, bewundert.
Teilnehmer: Helga & Heimke, Friedrich & Klaus (Klaus Schiffsführer mit Motorbootführerschein Binnen)

1.Tag, Feitag, 24.9. (Plan)


Ankunft Zeuthen, Bootsübergabe, Proviant verstauen.
Wenn noch Zeit ist, und Lust, fahren wir noch bis Köpenick zum Großen Müggelsee, Rahnsdorf, Klein Venedig.
Am 24.9. fahren Friedrich und Helga von Kappeln, und Heimke und Klaus von Wedel los, um gegen 13 Uhr in Zeuthen bei Berlin, das bereits im Frühjahr bei KUHNLE-TOURS gecharterte Motorboot, zu übernehmen. Wir hatten uns für einen Kormoran 1150 entschieden, ein Boot gut geeignet für zwei Paare mit separatem Wasch-/Duschraum und WC für beide Paare. Mit dem gleichen Typ waren wir bereits 3 Jahre zuvor in Polen auf den Masurischen Seen unterwegs gewesen. Tatsächlich waren Heimke und Klaus bereits kurz vor 13 Uhr am Ort, in der Marina in Zeuthen. Etwa eine halbe Stunde später kamen auch Helga und Friedrich an. Wir konnten bereits gegen 14:30 Uhr das Gepäck an Bord
bringen, anschließend hatten wir eine relativ kurze Einweisung. Dann fuhren Helga und Klaus zum nahen Rewe-Supermarkt und kauften die notwendigen Dinge für ein paar Tage ein. Als alles verstaut war, konnten wir um 16.05 Uhr die Marina verlassen, in Richtung Rahnsdorf. Zu der Zeit hatten wir dann das erste Auslaufbier verdient. Wir tranken es mit Genuss. Klaus, unser Skipper mit Motorbootsführerschein (Binnen) hatte sich gleich an das Boot gewöhnt, es reagierte in allen Bereichen gutmütig auf seine Ruder- und Maschinenkommandos. Über den Seddinsee und Gossenkanal kamen wir nach Rahensdorf, in die Siedlung Neu-Venedig. Traumhafte Datschen, aber auch üppige Vorstadtvillen umsäumten das Ufer. Wir wollten zu dem Ausflugslokal Neu Helgoland. Dort durften wir auch anlegen, wollten unser Begrüßungsdinner zu uns nehmen, aber wir hätten nicht über Nacht dort liegen bleiben können und weil es schon recht spät am Abend war mussten wir leider umkehren und gingen im Seddinsee vor Anker. Das Abendbrot bereiteten wir aus eigenen Mitteln zu und es war lecker. Mit einem Glas Wein beendeten wir den Tag, leicht müde, nach 22 Uhr.
22 km, 0 Schleusen


2.Tag, Samstag, 25.9. (Plan)
Gr. Müggelsee, dann: Eichwalde, Fürstenwalde, Müllrose
Wir hatten eine sehr schöne, ruhige Nacht hinter einer kleinen Insel im Seddinsee verbracht. Heimke sah eine Wasserratte in der Nähe unseres Bootes. Wir schliefen alle gut und fest. Nach einem ausführlichen Frühstück, von Helga und Klaus zubereitet, weich gekochten Eiern, gutem Kaffee. Um 9.15 Uhr hievten wir den Anker heraus und fuhren zur Wermsdorfer Schleuse. Wir hatten uns kurz vorher angemeldet und konnten so direkt in die Schleuse hineinfahren. Schon nach einer Viertelstunde ging es wieder weiter, auf dem Spree-Oder-Kanal in Richtung Osten. Hinter Fürstenwalde (Schleuse 13.05 bis 13.15 Uhr) machen wir fest am Wasserwanderplatz „Streitsberg“ zur Mittagspause. Unsere Damen bereiteten leckere Bratkartoffeln mit den Steaks, die wir uns noch in Zeuthen besorgt hatten. Nach einer 1 1/4 stündigen Pause ging es dann weiter. Schleuse Kerksdorf (16.25 Uhr – 17 Uhr) bis wir schließlich in Müllrose um 18.45 in der Marina festmachen. Kurz davor, beim Einladen in die Marina, erleben wir einen außergewöhnlich schönen Sonnenuntergang.

Sonnenuntergang an der Marina in Müllrose

Freundliche Begrüßung durch den Betreiber der Anlage. Er weist uns einen Liegeplatz zu. Wir können Strom nehmen und werden die Hafengebühr im „Leuchtturm“ entrichten, wo uns am späteren Abend, nachdem wir bei Resthelligkeit das Städtchen erkundet haben, noch 1-2 Bierchen bekommen, trotz geschlossener Gesellschaft einer Seniorengruppe, wo am späteren Abend als Überraschung für den Gastgeber noch eine Striptease Show stattfinden soll, zu der wir leider nicht eingeladen werden. Unsere Hafengebühr beträgt 1 Euro/Meter, also 11,50 Euro plus 1,-€ für Strom. Wir wandern noch zum Markt, dort steht eine sehr alte Kirche, 13. Jahrhundert, aber heute nicht mehr zugänglich, weil zu es zu spät ist. Am Markt sind zwei Bäcker, die am Sonntag ab 7 Uhr Brötchen und Brot verkaufen. Insgesamt sind wir erfreut und angenehm überrascht, über die freundlichen Menschen, die uns auf Fragen behilflich sind, die uns zuwinken (Angler und Wanderer am Ufer des Kanals, sowie Camper), die freundliche Kneipenbedienung im Leuchtturm und die freundlichen Schleusenmeister.
Heute 70 KM , 3 Schleusen

Tag, Sonntag 26.9. (Plan)

Müllrose – Eisenhüttenstadt, Frankfurt/Oder, Kienitz.
Nach ausgiebiger Frühstücksrunde mit von Friedrich geholten frischen Brötchen machen wir uns, bei herrlichem Spätsommerwetter, um 9.25 Uhr wieder auf die Reise. Heute ist Wahltag. Wir sind gespannt, wie die Wahl ausgehen wird.

Um 12 Uhr kommen wir in Eisenhüttenstadt an. Die große Kammerschleuse wird für uns erst gegen 15 Uhr geöffnet, so legen wir uns an einen Poller des „Alten Stadthafens“ und machen eine Pause. Die mögliche Stadtbesichtigung ersparen wir uns, nachdem im Reiseführer nichts gutes über die Stadt geschrieben ist. Beim Annähern an Eisenhüttenstadt fahren wir an kilometerlangen Fabrikanlagen der Eisenhütte vorbei. Der Schleusenmeister, sehr freundlich, hat gegen 15 Uhr ein kleines Fahrgastschiff von unten hoch zu schleusen, und wegen des enormen
Wasserverbrauchs müssen wir nun warten, bis das hochgeschleust ist, dann können wir zu Tal geschleust werden. Tatsächlich geht die Schleuse um 15 Uhr auf, wir alleine rein. Festgemacht, während der Schleusung, wird an Schwimmpollern, die mit dem Wasserstand herunter/heraufgleiten. Eine riesige Erleichterung für die Schiffsleute. Um 15.35 Uhr sind wir durch, nun auf der Oder. Hier fließt die Oder mit ca. 4-5 km Strömungsgeschwindigkeit abwärts, und wir kommen so mit unserer eigenen Geschwindigkeit von ca. 10 km/h. zügig voran.
Die Oder Landschaft ist sehr offen, beidseitig des Flusses Buhnen, auf die man auf keinen Fall stoßen sollte. Aber sie sind bei dem vorherrschenden Wasserstand gut sichtbar. Die Wassertiefe unter dem Kiel schwankt zwischen 0,1 bis 1.0 Meter. Unser Tiefgang ist 0,75 Meter, sodass die Wassertiefe manchmal recht knapp ausreicht für uns. Wir gewöhnen uns schnell an das System, wie das Fahrwasser ausgesteuert werden soll, nämlich mit roten und grünen Baken (rot auf polnischer, grün auf deutscher Seite) und gelben Kreuzen jeweils links und rechts des Ufers. Schon um 18.10 Uhr sind wir in Frankfurt/Oder fest an einem für Sportboote reservierten Anleger. Laut Plan wollten wir bis Kienitz, aber wegen der langen Verzögerung in Eisenhüttenstadt wurde das nun nichts mehr. Wir gehen zum nahen Griechen in einem
schön innen restaurierten Lagerhaus und essen dort lecker in freundlicher Atmosphäre. Klaus kriegt Lammhaxe in Auberginensoße- ganz ausgezeichnet. Es plagen uns die Mücken, wie schon vorher abends an den windstillen Liegeplätzen.
Heute ca. 57 KM zurückgelegt. 1 Schleuse

Frankfurt/Oder

4.Tag, Montag, 27.9. (Plan)

Kienitz, Hohensaaten, Oderberg, Niederfinow (Schiffshebewerk)
Heute wird wieder ein schöner Tag. Der Himmel ist noch etwas dunstig. 9.15 Uhr Leinen los, weiter geht es auf der großen Oder. Abgesehen von vereinzelten Anglern auf den Buhnen auf beiden Seiten des Stromes gibt es zunächst keinerlei Schiffsverkehr. Wir sahen zuletzt bei Eisenhüttenstadt ein kleines Fahrgastschiffchen, das uns entgegenkam und die lange Verzögerung vor der dortigen Schachtschleuse verursacht hatte. Auch bei Frankfurt kam gestern so ein kleines uns entgegen. Aber sonst gab es nichts, außer weite flache Landschaft, Wiesen, alte, gelegentlich abgestorbene hohe Bäume und viele Grau- und Seidenreiher.

Ein Seidenreiher

Abends bei Hohnsaaten sahen wir riesige Formationen Kraniche, sie flogen mit ständigem Trompeten in Richtung Nord-West. Vermutlich Rügen oder Darß. Von 15.45 Uhr bis 16.05 Uhr schleusen wir durch die Hohensaaten – Ost Schleuse, bei der wir uns angemeldet hatten und die nach kurzer Wartezeit bereit für uns war. Nun fahren wir noch bis zur Liepe-Schleuse, wo wir um 17.40 Uhr vor der Einfahrt zum Finow-Kanal über Nacht festmachen. Der Schleusenmeister wird uns morgen ab 9 Uhr in den Kanal hinein schleusen. Nun wandern wir noch zu dem riesigen Schiffshebewerk Niederfinow, das von einem neuen, überwiegend aus Beton gebauten, Schiffshebewerkes ersetzt werden wird. Es ist seit einigen Jahren im Bau, sollte bereits 2020 fertig sein, ist aber noch nicht. Abends viele Mücken. Heute haben wir 97 KM zurückgelegt. Eine Schleuse

5.Tag, Dienstag, 28.9. (Plan)


Finowkanal bis Eberswalde (12 Schleusen )
Wir hatten uns gestern schon vor die Lieper Schleuse gelegt, nachdem wir das mit dem Schleusenmeister abgesprochen hatten. Um 9 Uhr wäre er dann bereit, uns in den Kanal hinein zu lassen. Tatsächlich kurz nach 9 Uhr ging die uralte Schleuse auf und schon ging es los. Die Schleuse, Jahrgang 1877, wird mit der Hand bedient, wie wohl alle der nun folgenden, in diesem sehr alten Kanal, dessen Ursprünge aus dem 17. Jahrhundert sind. Auf diesem wunderschönen und engen Kanal, der zum Teil Wassertiefen von 0,75 bis 1 Meter aufwies (unser Echolot zeigte auf der ersten Strecke teilweise 0,0 m, unter Kiel schafften wir es aber trotzdem. Wir kamen an schönen einfacheren Häusern, teils sehr gepflegten, teils weniger gepflegten und auch wohl verwilderten, wenn nicht verlassenen Grundstücken vorbei. Ziegen waren am meckern, Schafe am blöken und vor uns öfter Schwäne mit bis zu 5 Kindern, die vor uns aufflogen, weil wir sie offenbar in ihrer Ruhe verschreckten. Heimke meinte, wir sollten etwas langsamer fahren, obwohl unsere Geschwindigkeit stark reduziert, und wohl kaum schneller als 6 km/h war. Der Kanal sehr kurvig und mit hohen, alten Bäumen, oder mit Schilf bewachsen, was den Kanal ziemlich eingeengt. Nun soll der Kanal 2023 für mehrere Jahre geschlossen werden. Man will ihn komplett sanieren. Wir passieren die Schleusen Liepe, Stecherschleuse, Ragöse, Kupferhammer, Drahthammerschleuse und Eberswalde.

Dort im Stadthafen legten wir an, um im 100 Meter entfernten Einkaufszentrum bei Edeka unseren Proviant aufzufüllen. Anschließend gingen wir zum nahen Pizzabäcker. Das waren echte Italiener und backten uns jedem eine sehr schmackhafte Pizza. Helga und Heimke sind von den Geschäften im Ort sehr angetan. Dort gibt es Pariser chic, Schuh und Kleidermode. Eberswalde war früher ein technischer Standort mit z.B. einer Kupferhütte, mit Walzwerk. Alles ist bereits Geschichte, einige restaurierte Gebäude, aber auch allerlei schrecklicher Verfall. Wir wollen noch ein Stückchen weiter, kommen aber nur bis zur Straßenbrücke, (sie heißt Hubbrücke Eisenspalterei) die alle 2 Stunden geöffnet werden kann, durch drehen eines Schalters. Da wir zu lange gegessen haben, kommen wir erst um 18 Uhr durch die Brücke, und dann ist die Weiterfahrt blockiert, weil auf dem Kanal bereits 17 Uhr Betriebsschluss ist. Wir verholen zur Wolfwinkler Schleuse und bleiben diese Nacht auf der Warteposition. Festmacherbier 18.30-19.30 Uhr, auf dem Oberdeck.
16 KM, 7 Schleusen, 1 Hubbrücke

6.Tag. Mittwoch, 29.9.(Plan)


Eberswalde, Oranienburg (Sachsenhausen)
Ruhige Nacht, Tag fängt trocken an, im Laufe des Tages zieht eine nasse Kaltfront über uns hinweg und es regnet stundenlang aus Kübeln und unsere arme Deckcrew steht im Wasser. Erst ganz spät am Nachmittag klart es auf und dann erschien sogar noch die Sonne. Erst ab 9.45 Uhr geht heute Morgen die Schleuse (Wolfswinkler) für uns auf. Der Schleusenwärter musste auf der vorherigen Schleuse noch ein anderes Boot abfertigen. Danach geht es einigermaßen schnell im Schneckentempo weiter, Schleusen Heegermühle, Schöpfurt, Grafenbrück, Leesenbrück, und Ruhlsdorf. Da machen wir ab 14.30 Uhr fest und legen nun eine Mittagspause ein, legen uns vor die Schleuse und es gibt lecker Brat fleisch mit Salat. Um 15 Uhr setzen wir die Reise fort und sind wenige Minuten danach auf der großen, breiten
Havel-Oder-Wasserstraße (HOW). Der Finowkanal wird nun verlassen. Es geht zügig voran bis Lehnitz. Vor uns nun eine Weile, ein großes Binnenschiff, wir bleiben hinter ihm, weil die Lehmitzschleuse uns sowieso nicht vor dem Binnenschiff Schleusen würde. Die riesige Schleuse ist schnell klar, und wir schummeln uns mit dem holländischen Binnenschiff durch.

holländisches Binnenschiff

Der holländische Kapitän ist sehr freundlich, kollegial und verschont uns mit heftigem Schraubenwasser und so geht alles sehr easy vonstatten. Um 18.45 Uhr machen wir dann fest, an der hochmodernen Steganlage von Oranienburg, unmittelbar vor dem Turn- und Sportzentrum. Wir zahlen unser Liegegeld (25 Euro Tag und Nacht). Wir erhalten beim Einkaufen Nachricht vom Ableben von Ulla und sind sehr traurig.
37 KM, 7 Schleusen


7.Tag, Donnerstag, 30.9. (Plan)


Oranienburg, Spandau, Glienicker Brücke – Potsdam
Uns ist der Plan auch gut gelungen, bestimmt verträgt er Änderungen…. wie folgt: Gegen 8 Uhr holt heute Friedrich Brötchen und Brot beim nahen Lidl. Danach ausführliches Frühstück. Gegen 10 Uhr bestellen wir eine Taxe, mit der wir eine kurze Stadtrundfahrt und Ablieferung vor dem Eingang zum KZ Sachsenhausen vereinbaren. Der Taxifahrer erzählte ein wenig von den augenblicklichen Schwierigkeiten mit den Behörden, Planungen und Misshelligkeiten, aber er gab zu ,dass „früher“ auch nicht alles gut funktioniert hat.

Sachsenhausen erschreckt auch durch die außergewöhnliche Dimension. Die Dokumentation war in Wort und Bild sehr informativ. Das Lager wurde von 1937 bis 1945 immer wieder vergrößert. Nach 1945 vom NKWD teilweise weitergenutzt, und erst dann Anfang der 1950er Jahre stillgelegt. 1992 nach einem Besuch von Izak Rabin, dem israelitischen Ministerpräsidenten, wurde die für die jüdischen Häftlinge extra gehaltenen Lagergebäude von Rechtsradikalen in Brand gesteckt. Die Gebäude sind wieder hergerichtet, aber die Brandmerkmale hat man teilweise gelassen.

Weitere Informationen: www.sachsenhausen-sbg.de
Auf dem Rückweg passieren wir die Gaststätte und die Marina „Mirage“ Lubea und gönnen uns ein kühles frisch gezapftes Radeberger und genießen dieses in warmer Spätsommer Sonne. Anschließend fahren wir mit unserem Boot in die Oranienburger Havel bis zum Schlosshafen, den wir zunächst nicht finden konnten, weil er laut Karte direkt am Schloss hinter der Straßenbrücke sein sollte. Dabei war er ca. 500 Meter hinter der Brücke, und es gab dort 2 Häfen, nämlich den Servicehafen und die Marina, in die wir natürlich zunächst einliefen. Das war sehr eng dort und ein in die Durchfahrt ragender Bugkorb eines Motorbootes wurde leicht touchiert. Hier war kein Platz für uns, und so verholten wir doch in den Servicehafen. Dort war auch der Hafenmeister, Duschen, WC, Wasser und Entsorgung sind möglich.
Aber wir verschieben das alles auf Morgen. Wir wanderten in die Innenstadt und gingen gut essen beim Italiener, direkt neben dem Schloss. Danach an Bord, Tagesabschluss mit Bier, Wein und Neckereien.
3 KM, 0 Schleusen


8.Tag, Freitag, 1.10. (Plan)


Potsdam – Teltowkanal – Neukölln Schifffahrtskanal – Landwehrkanal – Richtung Charlottenburg.
Nach einer langen Fahrt auf der Oder-Havel-Wasserstraße bei herrlichem Sonnenschein und den letzten warmen Sonnenstrahlen, kommen wir schließlich zu den Havelseen. Die Ufer sind zum Teil umsäumt mit herrlichen Stadtvillen, hübschen Einfamilien- und Wochenendhäusern. Die Häuser, die umgebenden von großen Gärten sind, sind meistens sehr gepflegt. Wir kommen gegen 12.30 Uhr zur Spandauer Schleuse, müssen dort bis 13 Uhr warten und kommen dann zügig mit ein paar Sportbooten durch. Durch die Havelseen geht es weiter bis Potsdam. Schlepp-/bzw. Schubverbände und einige Binnenschiffe kommen uns entgegen oder überholen uns, um in die Schleuse vor uns einzulaufen. Nach der Schleuse Spandau machen wir an einer Kaimauer fest.

Zum Mittag wird auf dem Deck gegrillt

Friedrich wirft seinen mitgebrachten Holzkohlegrill an und es gibt einen schmackhaften Fleisch- und Würstchengrill mit Bratkartoffeln. Nach einer gute Stunde fahren wir noch ein wenig weiter, kommen durch die Glienicker Brücke, bis wir um 16.55 Uhr in Potsdam einen Gastliegeplatz bei einem Motoryachtclub bekommen.

Glienicker Brücke

Allerdings zahlen wir für das Liegen, mit Strom und WC/Duschbenutzung 25 Euro. Wir wandern zur nahen Innenstadt und kaufen erst einmal wieder für die nächsten Tage ein.

Den Abend beschließen wir wieder mit einem einfachen Abendbrot mit Brot und Aufschnitt, anschließend gibt es noch Bier und ein Gläschen Wein.
40 km, 1 Schleuse

9.Tag, Samstag 2.10. (nur bis 10 Uhr!!)


Charlottenburg – Spreebogen – Regierungsviertel – Spree bis Zeuthen.
Auch heute morgen ist es wieder trocken, aber recht kühl, geschätzt 5 – 7°, aber im Laufe des Tages klart es auf und die Sonne scheint sehr intensiv. Es wird richtig warm. Von unserem Liegeplatz fahren wir wieder ein Stückchen zurück, um dann in den Griebnitzsee um Babelsberg herum in den Teltowkanal einzulaufen. Der Teil Griebnitzkanal ist landschaftlich sehr schön, umsäumt von wunderschönen kleineren und größeren und riesigen Protzvillen. Teils mit Garagen für die Luxusboote. Im Teltowkanal gibt es, abgesehen von einzelnen Grünflächen, z.B. auch einen Wohnmobilstellplatz im Bereich Kanalkilometer 6, vor der Autobahn A115, Abfahrt Klein Machnow, sehr schön am Kanal gelegen. Ansonsten ist im Teltowkanal kaum Interessantes zu sehen, außer stillgelegte Industrien, ein riesiges abgeschaltetes Kraftwerk und Industriebranche. Um 11 Uhr Klein Machnow Schleuse. Ausfahrt aus Schleuse erst 11.30 Uhr, wegen Gegenberufsverkehr, Schubverbände z.B. mit Eisenschrott beladen. Wir drehen sodann in den Neuköllner Schifffahrtskanal und müssen die Schleuse selbst bedienen, was ohne Probleme auch funktioniert. Die Schleusung dauert kaum 10 Minuten und schon geht es weiter, dann in den Landwehrkanal (ab 14.30 Uhr). Es ist Einbahnverkehr auf diesem Kanal, er ist nur von Ost nach West befahrbar! Der Landwehrkanal ist insgesamt ein erfreuliches Erlebnis. Kreuzberg!! Hunderte von Menschen liegen am Ufer, sonnen sich, reden miteinander, haben Spaß.

Landwehrkanal: viele Menschen sonnen sich bei dem herrlichen Wetter

Auf den einsehbaren Straßen pulsiert das Leben, viele, viele Menschen sind auf den Straßen. Wir sehen schöne große Wohnhäuser. Hier müsste man wohnen, wenn man in Berlin Zentrum wohnen möchte. Es geht zügig durch diesen Kanal, unter anderem am Technikmuseum mit einem Rosinenbomber außen hängend ausgestellt vorbei.

Deutsches Technikmuseum in Berlin

Auch an den Büros von Mercedes, Maserati, Commerzbank, dem Ministerium für Verteidigung. Es geht weiter bis zur Unterschleuse um 15.40 Uhr, die wir 10 Minuten später bereits zusammen mit einem Ausflugsschiff verlassen können. Dann drehen wir in die Spree ein, in den Spreebogen, wo wir um 16.30 Uhr am Bundesratsufer festmachen. Es warten bereits 2 weitere Sportboote auf die Durchfahrt am kommenden Sonntag, da wir die Passage auf der Spree in diesem Bereich nur bis 10 Uhr beginnen können. (Nur für Boote ohne Funkanlage) Es ist ein ruhiger öffentlicher Liegeplatz ohne Versorgung. Aber es gibt Restaurants in 10 Minuten Umkreis und wir nutzen die Gelegenheit, um beim Italiener Mocca ausführlich warm zu essen. (Auf Empfehlung eines aufdringlichen Ägypters, der uns nach dem Festmachen belästigte). Wir beschließen den Abend mit einem weiteren Gläschen Wein.
51 KM, 3 Schleusen

10. Tag, Sonntag, 3.10. (Plan)


Zeuthen – Königswusterhausen, Dahme, Teupitzsee. Meine Planung, Wochen vor unserer Reise gemacht, stimmt nicht mehr. Wir sind zeitmäßig nicht unter Druck und in sofern spielt sie auch keine Rolle. Ich lasse es so stehen.
Wir stehen, wie fast immer, bereits um 7.30 Uhr auf, und frühstücken wie gehabt gemeinsam. Der Tag ist grau, aber trocken und im Laufe des Tages wieder wird es schön, abends viele Mücken. Nachmittags wird es ganz warm. 8.40 Uhr Leinen los, wir fahren durch das Regierungsviertel, an all den neuen Gebäuden vorbei, dem Kanzleramt, dem Bellevue, dem Hauptbahnhof. Ganz wenig Verkehr. Es geht ganz schnell alles vorbei, obwohl Klaus die Maschine ganz langsam betätigte und wir durch Nachberechnung ca. 6 km/h feststellten.

Schon um 9.45 Uhr bis 9.55 Uhr passieren wir die Mühlendammschleuse und fahren weiter an Köpenick vorbei, in Richtung Dahme, Zeuthen, nach Süden. Gegen Mittag passieren wir wieder den Ausgangspunkt unserer Reise. Wir legen nicht an, sondern fahren weiter. Ab Zeuthen wird das Ufer der Dahme zusehend mit modernen Mehrfamilienhäusern umsäumt, die manche, der teils sehr gediegenen Villen, mit gepflegten Gärten am Wasser, haben für ihre teuren Luxusyachten Garagen am Wasser, zumindest aber Liegeplätze. Wir passieren den Hafeneinfahrt Königswusterhausen. Von 14.05 Uhr bis 14.35 Uhr passieren wir die kleine Schleuse Neue Mühle. Erneute Überraschung: sehr nette Grundstücke mit teilweise modernen Einfamilienhäusern, sowie Gartengrundstücke mit kleineren Datschen, alles sehr gut und gepflegt. Um 15 Uhr ankern wir im Krüpelsee. Am frühen Abend schmeißt Friedrich wieder seinen wunderschönen Holzkohlengrill an und wir haben ein sonntägliches Festessen mit Lammfilet, Rumpsteak, Kalbssteak, Bratkartoffeln und mediterranem Gemüse von Helga und Heimke liebevoll zubereitet. Dazu ein leckeres Pils, bzw. Grauburgunder. Zu vermerken ist, dass sehr viele Ruderer, Segler und Hausboote auf den Seen unterwegs waren. Die Ruderrennstrecke auf der Dahme, vor dem Ortsteil Grünau/Karolinenhof fiel besonders auf. Der Abschluss auch diesen wunderschönen Tages, bildet ein gemütliches Beisammensein mit Akkordeon und Grauburgunder.
44 KM, 2 Schleusen

11. – 14. Tag, 4.10. – 7.10.)
Dahme, Spree, Rundfahrt Teupitzer und Storkower Gewässer

11. Tag, Montag, 4.10.


Wir hatten eine absolut ruhige Nacht in der Achterkabine, während Helga und Friedrich unter dem Kettengeräusch leiden mussten, das durch das Schwanken des Bootes am Anker entstand. Wir schliefen etwas länger und heute Morgen waren Helga und Friedrich zuerst auf der Matte und machten Frühstück. Heimke und Klaus kamen ein wenig später. Der Morgen war grau, aber trocken und recht kühl. Nach dem Frühstück gingen wir um 9.25 Uhr Anker auf und setzten die Reise durch den Krüpelsee, Dolgensee bis Prieros fort, wo wir anlegten um einzukaufen. Nach 2 stündigem Aufenthalt ging es weiter durch Schmöldesee, Hölzerner See, Klein Köriser See, Moddergraben und Großer Moddersee. Dort vor der niedrigen Klappbrücke mussten wir nun fast 2 Stunden warten, weil die Öffnungszeiten 2 mal am Tag, nur um 11 und 17 Uhr waren und nicht mit unseren Informationen aus dem Törnatlas übereinstimmten. Tatsächlich um 17 Uhr geht die Brücke auf und wir fahren über den Schulzens See, Zemminsee, Schweriner See, in den Teupitzer See und legen am Hafensteg in Teupitz mit Stromanschluss an. 17.55 Uhr sind wir fest. Die Fahrt durch dieses Seengebiet war ein absolutes Highlight unserer Reise. Die Seen mit leicht modderigem Wasser, die Uferbereiche umsäumt, teils mit Urwäldern oder Freizeitanlagen, Campingplätzen und in den engeren Bereichen mit hübschen Häuschen, einige neuere natürlich, dem Zeitgeist entsprechend, zum Teil recht protzig. Fast alle diese Anwesen waren gut gepflegt, fast alle hatten Geldbeutel und Neigung entsprechend, größere oder kleinere Motorboote direkt am eigenen Anleger,
manche hatten auch Segelyachten bis zu – geschätzten 9 Metern – vor der Haustür liegen. Abends gingen Friedrich und Helga in das einzige, noch offene Restaurant, mehrere andere Restaurants waren wegen Montagsruhe oder, weil die Saison eigentlich wohl zu Ende ist, geschlossen. Trotzdem fiel auf, dass noch einzelne schwimmende Bungalows (Hausboote) mit 15 PS Außenbordmotoren – wegen der Führerscheinfreiheit – noch unterwegs waren. Der Tag endete mit einem außergewöhnlich rot-buntem Sonnenuntergang, und gegenüber der Sonne gab es einen rosaroten 180° reichenden herrlichen Regenbogen.
32 KM, 0 Schleusen, 1 Hubbrücke

12. Tag, Dienstag 5.10.


Es regnet, wir fahren von „unten“. Müssen den Weg von gestern teils wieder zurück und wollen in die Dahme, in Richtung Spreewald schippern. Um 11 Uhr nehmen wir die von Hand betätigte Zugbrücke wieder. Die Schleuse in Prieros ist seit 4.10., also seit gestern, nicht mehr besetzt, nur noch auf besondere Anforderung. Die Weiterfahrt auf der Dahme sparen wir uns deshalb, weil wir ja auch wieder zurück müssten und wir wollen ja nicht den Winter auf dem Boot verbringen, falls der Schleusenwärter stirbt. Wir „parken“ vor der Schleuse und unsere beiden Engel machen uns ein fantastisches Sauerkrautessen, Würstchen dazu grillt Friedrich. Zwischendurch war es mal trocken, aber im Laufe des Tages pieselt es wieder stark, wir entscheiden uns für einen Abzweig in Richtung Storkower Gewässer. Landen dann an der Fischerei am Wolziger See, wo wir gegen 15.50 Uhr festmachen. Ein junger Hafenmeister bittet uns in den kleinen Hafen, wo wir nun ruhig und sicher für 1,50€/Meter plus Strom über Nacht liegen können. Es gibt bei ihm, dem Hafenmeister, geräucherte Fische. In der Gaststätte wird Fisch in verschiedenen Varianten angeboten. Leider haben wir heute schon so gut Mittag gegessen, deshalb fällt der Gaststätten Besuch heute mal wieder aus. Wir haben ja vielleicht noch Gelegenheit auf der Rückfahrt hier einzufallen. Friedrich versucht, mit Klaus die Bildbearbeitung auf dem Apple PC zu verstehen, gelingt leider nicht, immerhin können wir schon einmal die Bilder durch Übertragung von den Kameras abspeichern. Zum Abendbrot gibt es geräucherten Saibling. 14 KM, 0 Schleusen, 1 Hubbrücke

13.Tag, Mittwoch, 6.10

Der Tag fängt heute morgen hell und sonnig an. Bis zum frühen Nachmittag scheint die Sonne noch einmal warm. Heute fahren wir erst nach 10 Uhr wieder weiter, wir haben nicht mehr viel vor, nur noch einen Abstecher in die Storkower Gewässer. Kurz nach der Schleuse Kummersdorf sehen wir eine Ansammlung von Kranichen auf einer Wiese. Der Kanal ist wunderschön, eng und wir bummeln mit ca. 8 km/h durch diese schöne Landschaft. Bei Storkow müssen wir auch eine Selbstbedienungsschleuse,anschließend noch eine Hubbrücke, die wir auch selber bedienen dürfen, passieren. Im Storkowersee ankern wir um 13.05 Uhr und machen eine ausführliche Mittagspause.

Kraniche in Kummersdorf

Wir essen, die in der Fischerei gezüchteten und geräucherten Lachsforellen, mit Vergnügen. Dazu machten Helga und Heimke leckeren frischen Salat. Inzwischen hat sich der Himmel ziemlich bezogen, Wind kommt auf. Aber es bleibt trocken. Der große Storkowsee zeichnet sich durch sehr klares Wasser aus. Man kann am Rand des Kanals bis auf ca. 1,5- 2 Meter den Grund sehen. Wir fahren nach ausgiebiger Mittagspause noch ein wenig über den großen Storkowsee bis zu seinem Ende und schippern im anschließenden Kanal noch bis zur Wendisch-Rietz-Schleuse, drehen dort aber um und gehen im Großen Storkower See vor Anker, für diese vorletzte Nacht an Bord. Gute Abendstimmung auf dem See, mit ruhigem Sonnenuntergang. Wunderbarer Sternenhimmel, Milchstraße sehr hell und deutlich zu erkennen.
21 km , 2 Schleusen

14.Tag, Donnerstag, 7.10.


Wir hatten eine absolut ruhige Nacht. Als wir morgens in die Gänge kommen empfängt uns der Tag mit dichtem Nebel. Wir essen in Ruhe noch Frühstück, haben es ja nicht so eilig, und dann geht plötzlich, wie ein Vorhang, der Nebel weg und wir haben nach ca. 10 Minuten absolut klare Luft und blauen Himmel ohne ein kleines Wölkchen. So blieb das fast den ganzen Tag. Ein wunderschöner Abschluss unserer insgesamt sehr gelungenen Bootspartie. Schnell öffnen wieder die Schleusen, die erste mit Selbstbedienung, die anderen mit freundlichen Schleusenmeister, bzw. Meisterinnen. Wir legen zur Mittagszeit bei der Fischerei am Wolziger See an und essen wunderbar Lachsforelle und kross gebratenen Wels. Schmeckte vorzüglich, dazu gab es ein Spreewälder Schwarzbier, lecker!

Wir setzten die Fahrt zügig fort und kamen wie geplant am Nachmittag in Zeuthen an und legten uns auf einen freien Platz in der Kuhnle Marina. Um 16.30 Uhr machten wir das Boot zum letzten Mal fest. Das erste Gepäck ging von Bord, und Klaus hatte einen Strafzettel über 15 Euro wegen falschen parken am PKW, der Zettel war in der Regenrinne, völlig durchweicht, und wir müssen das morgen im Rathaus abklären. Wir machten das Abendbrot an Bord mit mitgebrachten geräucherten Saiblingen und einem Stück vom geräucherten, dicken Aal.
31 KM , 3 Schleusen

15. Tag, 8.10.


Die Bootsübergabe soll gegen 9.30 Uhr stattfinden. Wir sind gespannt auf die Endabrechnung. Morgens gehe ich zum Auto, das auf der Straße vor der Kuhnle Marina abgestellt ist. Ich fand ein nasses, total verwittertes Knöllchen im Graben unter der Windschutzscheibe, das Tage vorher mir verpasst worden ist. Zunächst war ich der Meinung, dass hier ein eindeutiger Irrtum vorlag, denn es gab kein Verkehrsschild, das mich am Parken an diesem Ort gehindert haben könnte, ich stand nur ein wenig schräg, mit der rechten Seite auf dem nicht klar markierten „Bürgersteig“, der übergangslos auf gleichem Niveau des Straßenbelags war. Kein Grünstreifen, keine Begrenzung zwischen Bürgersteig und Straße waren vorhanden (Ein Parkplatz in der Nähe des Kuhnle Depots wäre sehr hilfreich). Nachdem die Bootsübergabe problemlos abgeschlossen war, trafen wir Vier uns zum letzten gemeinsamen Frühstück in der nahen Backstube. Danach gingen Heimke und Klaus ins Rathaus, um die Ordnungswidrigkeit zu „verhandeln“. Klaus erhielt eine Verwarnung , weil er den Bürgersteig versperrt hätte. Nun gut, es war nicht so eindeutig und so zahlte er das Bußgeld mit murren sofort, damit sollte die Sache aus der Welt sein, aber er fand es schofelig, kleinkariert und ungerecht. Gleich danach, gegen 11.30 Uhr waren wir auf der Autobahn und kamen um 15 Uhr in Wedel an. Auch Helga und Friedrich kamen im Laufe des späteren Tages nach 6 stündiger Fahrt in Kappeln an.

Zusammenfassung: Wir haben 544 KM Flussfahrt, 31 Schleusen, und 3 Hubbrücken bewältigt. Insgesamt haben wir 68,3 Stunden motort. Von insgesamt 15 Tagen hatten wir einmal Regenschauer und einen verregneten Tag, die übrige Zeit waren zwar nicht immer sehr warm, aber trocken und meistens schien auch die Sonne. Abgesehen von unerträglichem Motorenlärm bei Motorumdrehungen über 1500 UPM war das Boot technisch einwandfrei, wir hatten keinerlei Ausfälle. 0,75 m Tiefgang ist sehr geeignet für dieses Revier. Die Manövrierfähigkeit mit Bugstrahlruder und einem Propeller ist ausgezeichnet. Die Berlin-Oder-Umfahrung ist eine sehr empfehlenswerte Bootsfahrt. Man benötigt ca. 10 – 14 Tage.