Müritz – Elde – Rheinsberger Gewässer

Müritz – Elde – Rheinsberger Gewässer

Verfasser und Autor des Berichtes: Klaus Wiswe

Die drei Wochen im Juli auf Brandenburger Gewässer rund um Berlin sind uns nicht genug. Es sollen
bei hoffentlich schönem Herbstwetter nun noch zwei Wochen auf Müritz und Elde sein. Geplant ist ein
Törn von Rechlin/Müritz über die großen Seen bis zur Elde, vielleicht Eldena oder sogar Dömitz. Ab
Neustadt-Glewe wäre das für uns gänzlich Neuland, die übrige Strecke zumindest von der Jahreszeit
her etwas Unbekanntes

Samstag 1.10. Claassee Hafendorf Rechlin/Müritz

Wir – Birgit, Klaus und Schafpudelhündin Trudi – treffen um 14.45 Uhr ein. Der Techniker erfährt, dass wir Führerscheine haben und schon mehrfach mit einer Aquino unterwegs waren. Mit „na, dann kann ich es ja kurz machen“ weist er uns auf einige Besonderheiten der Aquino „Waren(Müritz)“ hin, die nun für zwei Wochen unser Domizil sein wird. Wir erfahren, dass diese Aquino einen stärkeren Motor hat. Auch ist die Raumaufteilung etwas günstiger, vor allem im Sanitärbereich. Wir sind gleich von „unserer“ Waren(Müritz) sehr angetan. Nach einem Einkauf bei Edeka in Mirow räumen wir ein, machen es uns dann auf Deck bei angenehmen 19 Grad bequem. Viel „Hafenkino“ wird uns nicht geboten. Es ist Nachsaison, die vermieteten Boote werden ohne große Hektik bezogen. Eine Reihe von Booten ist offensichtlich bereits im Wintermodus. Es gibt einige Einweiserfahrten zu beobachten, manche Crews starten ihren Törn. Wir wollen erst morgen loslegen. Um 17.30 Uhr haben wir einen Tisch im „Captain’s Inn“, Rumpsteak und Tagliatelle, beides ist sehr gut. Leider wird es im Oktober deutlich früher dunkel und so machen wir es uns im Salon gemütlich. Dank Wlan-Router und iPad können wir das spannende Spiel Bayern München gegen RB Leipzig sehen, dass gerecht unentschieden endet.

Sonntag 2.10. Waren/Müritz Stadthafen, 20 km

7.30 Uhr Aufstehen. Bei 12 Grad Außentemperatur (und wohl auch innen) ist es Zeit, die Heizung auszuprobieren. Das Duschen ist tatsächlich auf dieser Aquino noch bequemer. Dank der großen Tanks habe ich keine Angst, zu viel Wasser zu verbrauchen. Gassigehen mit Trudi, ausgiebiges Frühstück im inzwischen wohlig warmen Boot.

Die Fahrt über die Müritz steht unter dem Vorbehalt günstiger Winde. Zwar dürften wir dank Bootsführerschein auch bei Windstärken bis 6 Bft die Müritz befahren, aber das ist uns zu wackelig, vor allem bei Seitenwind. Mehr als 4 Bft sollten es nicht sein. (Siehe zu den Windstärken https://skipper.adac.de/windstaerke-in-beaufort/ ) Die App „Windfinder“ sagt 3 – 4 Bft voraus.

So legen wir bei bester Stimmung, Sonnenschein und klarer Sicht um 9.30 Uhr ab. Ich merke sofort, dass wir mit einem ungewohnt etwas stärkeren Motor fahren. Das ist bei normaler Fahrt eher ein Vorteil, nur beim Langsamfahren muss ich öfter in den Leerlauf schalten, weil mir das Boot schon bei der geringstmöglichen Geschwindigkeit manchmal zu schnell ist. Ich gewöhne ich mich schnell daran.

Nach problemloser, wunderbarer Fahrt über den größten deutschen Binnensee erreichen wir kurz vor 12 Uhr den Stadthafen Waren. Anders als in der Hochsaison begrüßt uns kein Hafenmeister in seinem kleinen Boot. Wir orientieren uns selbst, steuern auf die lange Kaimauer für Gästelieger zu, an der nur zwei einsame Boote rückwärts liegen. Platz wäre wohl für 10 – 15 Boote. „Legt direkt daneben an“ ruft uns nun ein Hafenmeister vom Land aus zu. Die Kaimauer ist etwas hoch, aber mit Fendern rückwärts zur Mauer geschützt und vorne an zwei Dalben festgemacht sollte uns auch ein etwaiger Windstoß nicht groß stören. Mit Hilfe eines Stuhls überwinden wir auch den Höhenunterschied zur Kaimauer.

Ich melde uns im Hafenbüro, muss für die Tagesliegekarte mit Strom 41€ berappen (von denen ich aber bei Abfahrt einige Euro zurückerstattet bekomme). Der inmitten der Stadt liegende Hafen ist von sonntäglichen Spaziergängern bevölkert, einige Jugendliche nutzen die bootsfreien Bereiche, um ihre Angeln auszuwerfen.

Wir spazieren mit Trudi die Kaimauer entlang, vorbei am Anlegesteg für die auch heute gut besetzten Ausflugsboote. Hinter den folgenden Parkanlagen biegen wir bei noch sonnigem Wetter in die sehenswerte Altstadt ein und finden in der Brauereigaststätte einen schönen Platz im Außenbereich. Ein Hund, paar Tische weiter kann sich ob Trudis Anblick kaum beruhigen. Trudi stört das nicht, sie liegt gelassen unter dem Tisch, während wir meckl.- vorpommerschen Nackenbraten und Spaghetti genießen. Zurück am Hafen sind noch weitere Boote eingetroffen – allesamt Charterboote der verschiedenen Anbieter. Eignerboote sind um diese Jahreszeit wohl bereits im Winterlager. Der Skipper neben uns hat sein Boot ohne Fenderschutz direkt an der Kaimauer angelegt. Na ja, es soll ja eher windstill bleiben. Gegen 16 Uhr setzt Regen ein. Biminigeschützt können wir es aber gut auf Deck aushalten.

Abends bestellen wir online beim Chinesen auf der anderen Straßenseite zwei Entengerichte. Abholen klappt perfekt und die Enten schmecken gut. Allerdings wäre schon ein Gericht für uns beide mehr als genug gewesen. So freut sich unsere Hündin am nächsten Tag über eine Abwechslung auf ihrem Speiseplan.

Montag 3.10. Wasserwanderrastplatz Malchow 19 km
Aufstehen, Heizung einschalten, duschen, mit Trudi Gassigehen, Kaffeekochen (mal Birgit, mal ich), Frühstück werden zum allmorgendlichen Ritual. Die nächsten Grünanlagen sind hier allerdings etwas entfernt, deshalb dauert das Gassigehen entlang der noch menschenleeren Hafenanlagen – immer mit Kotbeutel – heute etwas länger.

Bei sonnigem Wetter geht es durch Kölpinsee und Fleesensee zur Drehbrücke in Malchow. Leider etwas zu spät – es ist 12.10 Uhr, die Brücke geschlossen. So wenden wir und steuern steuerbord (von der Brücke aus gesehen) um die Kurve zum Wasserwanderrastplatz Malchow. Der Anleger ist uns von anderen Skippern wärmstens empfohlen worden („Viel besser als der Stadthafen“). Auch uns gefällt der im Grünen aber trotzdem stadtnah gelegene noch ziemlich neue Anleger. Am Steg hilft Hafenmeister Jürgen Lilienthal beim Anlegen und achtet darauf, dass auch Kurzanlieger einen kleinen Obolus entrichten. Strom ist am Steg und wir beschließen, über Nacht zu bleiben. Dazu müssen wir uns in der Gaststätte „Klosterklause“ auf der anderen Straßenseite anmelden. Das erledige ich, reserviere nach Blick auf die Speisekarte gleich einen Tisch für das Abendessen.

Hafenmeister Jürgen berichtet, dass – entgegen noch vieler Hinweise auf Karten oder Bootsführern – die Brücke neuerdings immer 10 Minuten vor der vollen Stunde öffnet. Aktuell erste Öffnung um 8.50 Uhr, letzte um 16.50 Uhr. Er weiß nicht, warum die Öffnungszeiten geändert worden sind, hat da nur einige wenig schmeichelhafte Vermutungen.

Wir „chillen“, sehen mit Bewunderung, wie aus einem anderen Boot im kühlem See gebadet wird. Im Garten der voll besetzten „Klosterklause“ – gut, dass wir reserviert haben – bestellen wir Zanderfilet und Kalbsleber, beides sehr gut.

Zurück an Bord legt ein Ehepaar mit zwei kleinen Kindern in einem Motorboot an. Nach Essen in der „Klosterklause“ starten sie bei völliger Dunkelheit die Heimreise. Kurze Zeit später sind sie vernünftiger Weise wieder zurück („Ist zu dunkel“), vertäuen und sichern sorgfältig ihr kleines Boot und fahren mit Taxi heimwärts.

Dienstag 3.10. Bermuda Dreieck (Rastplatz Kuppentin), Drehbrücke Malchow, Schleusen Plau und
Barkow, 36 km

Ohne Frühstück starten wir um 8.40 Uhr und passieren die Drehbrücke Malchow gleich um 8.50 Uhr. Es ist momentan nur ein laues Lüftchen, aber für später und dem Plauer See sind 3 Bft mit Böen bis 6 Bft angesagt. Vorbei am auch zu dieser Zeit gut gefüllten Lenzer Hafen geht es in den tatsächlich etwas unruhigen Plauer See. Unsere Hündin verkrümelt sich in das Bootsinnere. Ab Seemitte kreuze ich leicht, um die Schaukelei durch den Wellengang abzumildern. In Plau ist es wieder ruhig, wir wollen hinter der Hubbrücke zum Frühstücken anlegen, melden das dem Brücken- und Schleusenwärter von der Wartestelle aus. Die Hubbrücke passieren wir, begleitet von einer Reihe Zuschauer und deren Fotoapparaten, und legen steuerbord an der langen Kaimauer an. Schon um 10.56 Uhr geht es dann weiter, der Schleusenwärter weist uns noch auf die geänderten Schleusenzeiten hin. „Und wenn ihr nach Dömitz wollt: Ab Neustadt sind die Schleusen wegen der immer noch fehlenden Kameras nicht im SB-Betrieb. Ihr müsst Euch anmelden und warten, bis jemand zum Bedienen kommt“ gibt er uns mit auf dem Weg. Damit haben wir bei unserer Zeitplanung nicht gerechnet, mal sehen.

Es hatte öfter geregnet. So sind wir in froher Erwartung, in den Wäldern am Bermuda Dreieck viele Pilze, vor allem Steinpilze zu finden.

Vor der Schleuse Barkow haben Kanuten angelegt, die – als sie uns in der Ferne herankommen sehen – für uns die Schleuse aktivieren und den grünen Hebel ziehen. So ist die Schleuse bei unserer Ankunft schon für uns geöffnet. „Jeden Tag eine gute Tat“ ruft ein Kanute, als ich mich herzlich bedanke. So erreichen wir bereits gegen 13.30 Uhr den Rastplatz Kuppentin, genannt Bermuda Dreieck. Nur ein Boot am Steg, ansonsten alles leer, auch keine Wohnmobile, Zelte oder Campingwagen. Ein merkwürdiges Bild, wenn man das sonst so quirlige Leben auf dem Platz und am Steg kennt. Das andere Boot legt ab, wir sind ganz für uns, sehen auch lange Zeit kein Boot vorbeifahren. Aber auch die Pilze glänzen durch Abwesenheit, zumindest die uns bekannten Sorten. Wir finden lediglich eine „Krause Glucke“, die als Vorspeise auf den Teller kommt. Ein großes Schild fordert auf, auch jetzt eine Liegegebühr zu entrichten und per Briefumschlag in einen gesicherten Briefkasten zu werfen. 15€ für Null-Service, ob das Viele machen? Wir tun es. Um 16.45 Uhr kommt ein Boot mit einem großen Rottweiler an Bord vorbei. Wo die wohl hinwollen, die Schleusen sind nur bis 17.30 Uhr in Betrieb. Dank WLan-Router können wir Fußball sehen – Kopenhagen gegen Bayern München (1:2). In der Einsamkeit dieses Anlegers schließen wir das erste Mal über Nacht das Boot ab.

Mittwoch 4.10. Stadthafen Fischerdamm Parchim, Schleusen Bobzin, Lübz und Neuburg, 36 km
Auch ein längerer Spaziergang über die Brücke in die Wälder auf die andere Seite der Elde ändert nichts an der Pilzarmut. So starten wir gegen 12 Uhr, kommen bald durch den Fahrenhorster Wald in die imposante Schleuse Bobzin. Am Ufer der Waldstrecke sehen wir – immerhin 3-4 m über den Wasserspiegel – im einsamen Wald eine große Motoryacht vor sich hin rosten. Wie die wohl dahin gekommen ist…

Die SB-Schleuse Bobzin ist mit einem Hub von 6,80 m die größte weit und breit. Sie hat nur Wände mit Stangen, also keine Spundwände, in denen sich auch mal ein Fender verfangen kann.

Die Schleuse Lübz erreichen wir zur Mittagszeit, warten 5 gelassen das Ende der Mittagspause des Personals ab. Schon bald kommt eine gut gelaunte Schleusenwärterin, die sich nach unseren Zielen und Plänen erkundigt.

Nach Lübz wird die Elde schmal, bei Bootsbegegnungen (zu dieser Jahreszeit selten) ist besondere Sorgfalt erforderlich. Kurz vor der SB-Schleuse Neuburg legen wir im freien Gelände backbord an. Keine Verbotsschilder, aber Poller für unsere Leinen an einer Kaimauer. Wir machen Pause und vertilgen die Reste des gestrigen Abendessens. Weiter durch Schleuse und Wälder kommt uns ein Motorboot mit einer Männergruppe entgegen. Der Skipper ruft mir zu, dass ich zu schnell fahre. Ich überprüfe das mit einer App – unser Boot hat, wie üblich, keine Geschwindigkeitsanzeige – und muss dem Skipper recht geben. 6 km/h sind erlaubt, wir fahren 8 km/h und ich drossle unser Tempo. Ja, der stärkere Motor…!

Um 16.50 treffen wir im Hafen Parchim ein und sehen sogar mehrere Boote am Steg. Aber es ist noch reichlich Platz, wir legen weiter vorn an. Essen im „La Casetta“, nicht ganz so gut, wie wir es in Erinnerung haben. Für 20.30 Uhr ist die Hafenmeisterin angekündigt, Wir sind pünktlich an Bord, wollen uns für morgen mit ihr zum Abpumpen verabreden. Die Hafenmeisterin Carola Gruidl entpuppt sich als hundeverliebte, bestens aufgelegte Baden-Württembergerin, die es der Liebe wegen nach Parchim verschlagen hat. Nachdem sie in unserer Hündin mit viel zu vielen Leckerli eine begeisterte Anhängerin gefunden hat, können wir uns nach etwas Klönschnack für morgen um 9 Uhr zum Abpumpen verabreden. Es regnet jetzt teilweise in Strömen und der Wind hat zugelegt – was auf Elde und Kanal nicht wirklich stört. Wir machen es uns im Salon gemütlich.

Donnerstag 5.10. Stadthafen Lübz, Schleuse Neuburg, 22 km

Die Informationen des Schleusenwärters zu den zeitaufwändigen Schleusen entlang der Elde ab Neustadt/Glewe haben uns nachdenklich gemacht, es sind immerhin acht Schleusen. Es dürfte knapp werden mit der rechtzeitigen Rückkehr. Hinzu kommt, dass laut Windfinder-App in der nächsten Woche mit stärkeren Winden gerechnet werden muss. So entscheiden wir uns, die Tour Richtung Dömitz abzubrechen, die windärmeren Tage für die Querung der großen Seen zu nutzen und lieber paar gemütliche Tage auf den kleinen Seen und den Rheinsberger Gewässern zu verbringen. Heute soll es dann bis Lübz gehen. Aber zuerst legen wir das Boot zum verabredeten Abpumpen um und werden dort von der schon zu dieser frühen Stunde bestens gelaunten Hafenmeisterin begrüßt. Nachdem Trudi wieder zu viele Leckerli bekommen hat, übernimmt Carola souverän das Abpumpen, bietet perfekten Service bei günstigem Preis.

Hafenmeisterin Carola Gruidl

Schnell sind wir wieder unterwegs, erreichen gegen 11.50 mit 6 km/h (!) die SB-Schleuse Neuburg. Das Abwarten einer Gegenschleusung können wir für einen Spaziergang nutzen. Bereits um 15.40 Uhr steuern wir in Lübz kurz vor der Schleuse steuerbord durch eine enge Einfahrt in den Stadthafen. Dort liegen viele Charterboote von „Nicols“ in den Boxen, wir dürfen gleich am Hafenbeginn längs anlegen.

Perfekt! Einen so schönen Liegeplatz hatten wir lange nicht. Strom – und Wasseranschluss in der Nähe, wobei der Hafenmeister den etwas hakeligen Wasseranschluss gleich repariert. Freilaufen der Hunde ist nicht erlaubt, aber weit und breit ist nach Feierabend der Hafentechniker niemand zu sehen. Nur wenige Boote scheinen „bewohnt“ zu sein. So nimmt Birgit Trudi die Leine ab und lässt sie frei laufen. Sie bleibt sowieso immer in unserer Nähe. Abends geht es in das nahe Burgrestaurant, sehr zu empfehlen..

Freitag 6.10. Wasserwanderrastplatz Plau am See, Schleusen Lübz, Bobzin, Barkow , Schleuse und
Brücke Plau, 22 km

9.20 Uhr Aufstehen, bei leichtem Regen per Fahrrad in der nahen Innenstadt Brötchen geholt, Frühstück, Hafenschlüssel abgeben. An der Schleuse Lübz müssen wir kurz warten, bis der junge Hafenmeister uns grünes Licht gibt und wir einfahren können. Dieses Mal sind wir nicht allein, ein kleines Motorboot (Aufschrift „Röbel-Boot.de“) mit einem Mann als Besatzung ist vor uns in der Schleuse.

Vor der großen Schleuse Bobzin sehen wir das Boot wieder. Die Schleuse zeigt grün, der Skipper fährt ein. Wir freuen uns, können wir doch gleich folgen und ohne Wartezeit schleusen. Aber dann – so etwas kennen wir bisher nur aus anderen Törnberichten – zieht der Mann die grüne Stange und die Schleuse schließt sich vor uns. Verärgert legen wir an, ich gehe zur Schleuse und stelle den Skipper zur Rede. „Ich habe Euch nicht gesehen“, ist seine mehr als dürftige Erklärung.

Nach über 30 Minuten Wartezeit ohne Gegenschleusung – die Schleuse Bobzin ist groß – können wir dann einfahren. Nächste Schleuse Barkow ist schnell überwunden, gegen 16 Uhr erreichen wir die Schleuse Plau, wo uns der schon vertraute freundliche Schleusenwärter erwartet. Vor der folgenden Hubbrücke legen wir unser Bimini – vor allem Birgit misstraut den Höhenangaben. Steuerbord geht es gleich in den gut ausgestatten großen Wasserwanderrastplatz Plau am See. Für Gastlieger gibt es steuerbord Boxen, aufgeteilt nach der Bootslänge. Mit sechs Booten unterschiedlicher Größe ist jetzt nur ein Drittel der Gastliegeplätze belegt. In der Saison sichert frühes Erscheinen oder anmelden (?) den Liegeplatz.

Der Hafen ist großzügig etwas im Grünen und doch noch stadtnah angelegt. Über Treppen erreicht man die große Brücke über die Elde und ist dann gleich bei den Fischrestaurants und der Altstadt.

Zum 7 Einkaufen radle ich zu REWE und bin über Ausstattung und Auswahl enttäuscht. Lidl auf der anderen Straßenseite wäre vielleicht besser gewesen.

„Hafenkino“ gibt es nur wenig, allerdings fast auf unsere Kosten. Ein forsch startendes Nachbarboot rammt uns um ein Haar. Es regnet.

Samstag 7.10. Maribell Jabel 24 km

8 Uhr Aufstehen, Regen. Die Windfinder App prognostiziert 4 Bft für den Plauer See. Heute sind nach Hundespaziergang frische Brötchen angesagt. Die Radtour zum Bäcker in der Altstadt nutze ich für einen Abstecher zum Leuchtturm an der Mündung der Elde in den Plauer See. Der Hafen dort ist fast völlig mit Charterbooten belegt, viele angrenzende Lokale sind in Winterpause. Aber der Fischverkauf ist geöffnet. So gibt es frisch geräucherten Fisch zu den knusprigen Brötchen.

Der Regen lässt nach. Wir starten um 10.30 Uhr, sind nach einer leicht schaukeligen Überfahrt um 11.40 Uhr in Malchow, können pünktlich um 11.50 Uhr die Drehbrücke passieren. Unser Ziel ist der Jabelsche See, dort der Maribell Yachthafen. Das ist nicht ohne Risiko, denn die kurze, aber enge Zufahrt zum See hat nur eine geringe Wassertiefe. Schon Sportboote mit 1 m Tiefgang kommen meist nicht durch und manche Vercharterer empfehlen, den Jabelschen See zu meiden. Aber es hat geregnet, wir haben einen Tiefgang von nur 0,75 m und den See von einem früheren Aufenthalt bei den Fischern in Damerow in bester Erinnerung.

Bei der Durchfahrt zeigt unser Tiefenmesser plötzlich 0 an. Nun werde ich doch etwas nervös, aber jetzt stoppen, gar wenden, geht nicht mehr, also durch. Es geht alles gut, auch eine weitere Flachzone mitten auf dem See überwinden wir. Im Hafen Maribell dirigiert uns die Hafenmeisterin bei einsetzendem Regen rückwärts in eine ziemlich enge Box, die aber einen leichten Zugang für uns (und die Räder) zum Steg ermöglicht.

Die Hafenanlage ist groß geschnitten, es liegen an mehreren Stegen Charter – und Bungalowboote. Zum Areal gehören ein weitläufiger Campingplatz mit Badestelle und zwei (!) Restaurants, die beide auch jetzt noch geöffnet haben. Aber ohne Reservierung ist im Restaurant „Korfu“ heute leider kein Tisch mehr frei, erfahren wir bei Ankunft um 17.20 Uhr. So wechseln wir in das wenige Meter entfernte deutsche SB-Restaurant. Wir sind die einzigen Gäste, werden von einem Kinderlied beschallt, was in einer Endlosschleife wohl die beiden kleinen Kinder der Chefin bei Laune halten soll. Aber das regional geprägte Essen ist gut und nach einiger Zeit wird auch das Kinderlied abgestellt.

Nach einem längeren Spaziergang in angrenzende (leider weitgehend pilzlose) Wälder sehen wir uns zwei Folgen von „Berlin Babylon“ an und verschwinden in die Kojen.

Sonntag 8.10. Sietow/Müritz Marina Höcker 24 km
7.40 Aufstehen. Bei frischen 13 Grad nahezu wolkenloser Himmel und Windstille. Die Hafenmeisterin sagt, dass Boote bis 0,80 m Tiefgang bei dem aktuellen Niedrigwasser keine Probleme mit der flachen Zufahrt haben sollten. Trotzdem sind wir froh, als wir – der Tiefenmesser zeigte erneut 0 m an – die enge Zufahrt überwunden und im Kölpinsee wieder viel Wasser unter uns haben. Das gute Wetter hält an.

Schon um 12.30 erreichen wir Sietow, können sogar innen längs in genau der richtigen Steghöhe anlegen, „Ist ein Privatliegeplatz, aber das Boot ist schon im Winterlager“ verrät uns der freundliche Hafenmeister Uwe Westphal, der die langen Stege mit seinem Roller abfährt.

Radtour mit Trudi durch Wald und Wiesen Richtung Klink. Kaum Verkehr auf dem gut ausgebauten Fahrradweg, unsere Hündin darf auch mal frei laufen. In der „Fischerhütte“ ist für heute Grillabend angesagt. Wir haben reserviert, sind aber die einzigen Gäste. Daniela Palzer und Mandy Paul können sich ausschließlich um uns kümmern, haben auch Zeit für ein Schwätzchen. Es ist der letzte Grillabend der Saison, Glück gehabt. Gegrillter Saibling und gegrilltes Schweinesteak mit Kartoffelsalat plus Weißwein und Absacker sind köstlich.

Montag 9.10. Mirow Bootsservice Rick an der Schloßinsel, Schleuse Mirow, 24 km
8.10 Uhr Aufstehen 9 Grad. Fast ganz allein im Hafen lasse ich unsere Hündin frei laufen. Vor der Gaststätte treffe ich die freundliche Bedienung von gestern. Bei bestem Wetter queren wir die Müritz und legen um 11.50 Uhr im Hafendorf Müritz in Rechlin an. Viel Platz ist für „unsere“ Aquino nicht, alles voll mit Bungalowbooten, „Kormoranen“ und anderen Charterbooten, zumeist im Wintermodus. Die Techniker füllen Wasser auf, leeren den Fäkalientank. Birgit macht einen Hundespaziergang. Ich fahre mit Auto zu Edeka nach Mirow, wir ergänzen unsere Vorräte. Um 12.55 Uhr geht es weiter nach Mirow, wo wir um 14.40 Uhr auf eine grün geschaltete Schleuse treffen und hinter zwei anderen Sportbooten sofort einfahren können. Bei Ricks an der Schloßinsel weist uns der Hafenmeister einen etwas ungünstigen Liegeplatz zu. Der Steg ist fast einen Meter höher als unser Achterdeck, aber für Uwe Westphal 9 eine Nacht wird es schon gehen,sagt Birgit. Anmelden und Brötchen bestellen, wir kennen den Anleger. Der Hafen füllt sich, ist schnell eng belegt mit anreisenden Charterbooten.

„Das ist auch in der Nachsaison so. Wir haben eine gute Lage und versuchen, einen guten Service zu bieten“ erklärt mir Hafenmeister Ole auf Nachfrage. Wir gehen ohne Trudi – Hunde sind im Innenbereich nicht erlaubt – zur Brauereigaststätte, entscheiden uns erneut für regionale Spezialitäten (Ente und Wildbraten). Noch etwas chillen auf Deck, bisschen Hafenkino, nach TV ab in die Kojen.

Hafenmeister Ole

Dienstag 10.10. Kleinzerlang Marina Boot Und Mehr, Schleusen
Diemitz und Canow, 17 km

7.30 Uhr Aufstehen 12 Grad. Bei der morgendlichen „Trudi-Runde“ muss ich vor dem Hafenmeisterkiosk einer freundlichen Frühstücksrunde die Rasse Schafpudel etwas näher erläutern. („Hat nichts mit einem Pudel zu tun“). Frühstück mit den bestellten Brötchen, um 9.45 Uhr legen wir ab, können bei klarem Wetter nach kurzer Wartezeit die Schleuse Diemitz und die geöffnete Schleuse Canow ohne Wartezeit passieren.

Um 11.40 Uhr erreichen wir Boot&Mehr in Kleinzerlang. Juniorchef Raymond Gautzsch ist vor Ort, gibt uns aber keinen Liegeplatz vor. So nutzen wir den noch freien etwas längeren Steg zum Längsanlegen, haben noch genug Platz, um die Räder auf den Steg und an Land zu bekommen. Achtern nutzen wir zum Befestigen die Dalbe..

Im Hafen ist es ruhig, nur in einem Bungalowboot einige Liegeplätze weiter werkeln gleich mehrere Männer an der Eingangstür. „Der Schlüssel ist im Schloss abgebrochen“ erfahren wir.

Die Preise für das Anlegen haben etwas angezogen, neuerdings müssen auch Wohnmobilisten etwas für eine Übernachtung auf dem höher gelegen Parkplatz des Restaurants bezahlen.

Uns treibt der Gedanke an Pilze in die nahen Wälder. Obwohl wir ein ganzes Stück radeln, ist die Ausbeute mager, reicht nur für eine kleine Zwischenmahlzeit. So nutzen wir das ab 16 Uhr geöffnete Anlegerrestaurant und lassen uns von Raymond Currywurst und Schweinesteak mit Pommes servieren. Er bietet – wohl wegen eines Oktoberfestes – Starnberger Lagerbier vom Fass an. Das Angebot nehmen wir gern an. Am Nebentisch unterhalten sich der zwischenzeitlich eingetroffene Hafenmeister Andreas und Nachbarn aus Kleinzerlang über Boote, Preise und sonst was. Wir lauschen etwas, machen es uns dann auf unserem Bootsdeck bequem. Später noch etwas TV.

Mittwoch 11.10. Rheinsberg, Yachthafen Halbeck, Schleuse Wolfsbruch, 12 km

8.10. Uhr 15 Grad, Birgit ist auch schon auf, Trudi war etwas unruhig. Wir können aber keinen Grund dafür erkennen. Nach dem Frühstück starten wir, kommen ohne Verzögerung durch die in der Saison für lange Wartezeiten bekannte SB-Schleuse Wolfsbruch. Das Bimini ist unten, auf der Strecke sind einige – zumindest eine – Brücken, die unser Bimini nicht „überlebte“.

Um 11 Uhr sind wir bereits im Yachthafen der Reederei Halbeck in Rheinsberg. Eigentlich wäre auch das Hafendorf Rheinsberg eine gute Alternative, aber die zentrale Lage von Halbecks Reederei überzeugt uns immer wieder. Außerdem sind wir für abends mit guten Freunden zum Essen verabredet.

Der Hafenmeister weist uns einen Liegeplatz ziemlich weit außen zu. Wir sind nur mit den Achterleinen am Steg fest, einen längs liegenden Schwimmsteg sollen wir nicht nutzen, weil er das Gewicht unserer Aquino nicht aushält. Dalben gibt es nicht. Das gefällt mir nicht. Es soll warm, aber auch windig werden, bis zu 7 Bft.. Ich überzeuge den Hafenmeister, dass wir ganz vorn längs an der Abpumpstation anlegen dürfen. „Ihr müsst dann aber morgen vor 10 Uhr den Platz für Boote zum Abpumpen räumen!“

Nach einer Einkaufstour gehen wir durch Rheinsberg. Birgit überlegt mit ihren Freundinnen vom Inner Wheel Club eine Kurzreise nach Rheinsberg und informiert sich im Tourismusbüro über Möglichkeiten einer solchen Reise. Noch etwas Hafenkino, dann treffen unsere Freunde ein, mit denen wir im hervorragenden Restaurant Seehof einen vergnüglichen Abend haben.

Donnerstag 12.10. Mirow Bootsservice Rick an der Schloßinsel
Es ist deutlich frischer, nur noch 12 Grad. Um 9.30 Uhr legen wir ab, passieren um 11 Uhr die Schleuse Wolfsbruch, um 11.40 die Schleuse Canow und um 12.20 Uhr die Schleuse Diemitz. In Mirow steuern wir zum Granzower Möschen. Bei jeder telefonischen Anfrage – auch in der Nebensaison – wurde uns gesagt, dass alle Liegeplätze belegt seien. Wir wollen uns jetzt mal davon überzeugen, dass dies auch stimmt. Und: Ja, es stimmt, eine ganze Reihe Holzbungalowboote lässt für andere Boote fast keinen Platz mehr. Und diesen Rest belegen zwei Sportboote. Also wenden und wieder zu Ricks an der Schlossinsel. Wir sind früh dran und so lege ich am Bootshaus an. Dort ist der Steg niedriger und für uns sehr gut geeignet. Die Hafenmeisterin bittet uns, etwas vorzurücken, 11 damit auch hinter uns noch ein Boot anlegen kann. Das machen wir natürlich gern. Neben uns liegt ein Sportboot mit einer Crew aus Leipzig – Ehepaar mit fast erwachsenem Sohn. Wir haben uns schon mehrfach getroffen, in den Schleusen und auch im Yachthafen Rheinsberg. Vater und Sohn sind begeisterte Schwimmer und das, wie wir mit großer Hochachtung feststellen, auch bei diesen Wassertemperaturen. Ich schätze maximal 15 Grad!

Um 17.40 Uhr geht es in die Brauereigaststätte – Mecklenburger Braten und Rouladen, beides zu empfehlen! Der Kellner kann sich noch gut an unseren vorherigen Besuch erinnern. Zurück an Bord genießen wir noch etwas den Sonnenuntergang. Es ist trocken, aber frisch!

Freitag 13.10. Rechlin Claassee Hafendorf Müritz

Bei 14 Grad sind die weiteren Wetteraussichten eher mäßig, wenn nicht sogar schlecht. Ab 12 Uhr soll es regnen und der Wind zulegen, bis auf 4 – 8 Bft. Und ein Teil der heutigen – letzten – Strecke geht über die Müritz. Viel Wind wollen wir da lieber nicht. Wir starten so bereits gegen 9.30 Uhr und laufen nach schneller Schleusung in Mirow bei noch nur leichtem Wind gegen 11.40 Uhr im Claassee, Hafendorf Müritz ein. Der Wind wird stärker und es wird in den Wetternachrichten eindringlich vor Windböen gewarnt. Wir sind froh, im Hafen zu sein, packen unsere Sachen zusammen und laden das Meiste bereits heute in das Auto. Gegen 13 Uhr hört zumindest der Regen etwas auf und wir können unter dem Bimini das auch in der Nebensaison geschäftige Treiben im Hafen beobachten. Besonders sehenswert ist das Slippen größerer Boote mit dem Kran der Werft. Wetterbedingt fährt heute fast keines der neu bezogenen Boote aus den Hafen. Allerdings soll es morgen auch nicht viel besser werden.

Abends geht es in das Captain‘s Inn, wo die nette Restaurantchefin uns wieder erkennt und sich trotz vieler Gäste Zeit für einen kleinen Plausch nimmt.

Samstag 14.10. Heimreise

Samstag 14.10. Heimreise 7.30 Uhr Aufstehen, letzte Sachen in das Auto bringen. Übergabe des Bootes, Abrechnung, Heimreise.

Fazit: Die Tour war wettermäßig etwas regnerischer und – teilweise – windiger als unsere Herbsttour im letzten Jahr. Aber auch dieses Mal hatten wir eine entspannte Zeit, sonnige Stunden, haben viele nette Bootsleute, freundliche Hafenmeister und Schleusenwärter kennengelernt. Alle hatten auch mal Zeit für einen Klönschnack. Die Natur ist wunderschön. Das Boot war super. Wir kommen wieder!