Jedes Unternehmen braucht eine leistungsstarke IT-Abteilung. Auch die Unternehmen der Kuhnle-Group sind ohne Netzwerk, Computer und Software aufgeschmissen. Seit über 20 Jahren kümmern sich die Geisler-Brüder Dag und Björn bei uns ums Digitale. Doch ihren bisher größten Erfolg feierten die beiden am letzten Wochenende auf einem ganz anderen Gebiet …
Dag und Björn sind nämlich zusammen mit Tom Seeger und Clemens Eichler Herz und Hirn von Koerschbrew, einer Hobbybrauerei, die in einer Leichtbauhalle im Süden von Stuttgart untergebracht ist. Diese Halle ist ein Männerparadies: Es gibt jede Menge Kühlschränke, Meter um Meter Regale, in denen man alles Zeug aufbewahren kann, das man Zuhause bei der Ehefrau nicht anschleppen darf, außerdem eine Küche mit Industriespülmaschinen, einen großen Grill und draußen in Mutters Kräutergarten eine gemauertes Backhäusle. Die Halle ist groß genug, dass man auch mal an einem alten Mercedes-Cabriolet oder an einem Porsche 914 schrauben kann und hat schon diverse fröhliche Feste beherbergt.
In dieser Halle saßen die vier eines Tages und lasen die Ausschreibung der 4. Deutschen Meisterschaft der Hobbybrauer (es gibt Meisterschaften, von denen Frauen nur selten erfahren, dass es sie gibt …). Die Aufgabe war nicht ohne: Ein Irish Red Ale sei zu brauen, obergärig, in leuchtend roter Farbe, mit trockenem Röstaroma, zurückhaltend bitter und „hoher Drinkability“ (was auch immer das heißen mag). Außerdem gab es einen Kreativ-Wettbewerb, bei dem das Publikum abstimmt. Hier war alles erlaubt: „Ob Biere klassischen Stils, Kräuterbiere nach historischem Vorbild oder allerhand Abgefahrenes“ hieß es in der Ausschreibung.
„Kräuterbiere … hmmm“, sagte Björn und stand auf. „Lasst uns mal einen Blick in Monis Garten werfen.“ Da stand allerhand herum. Lavendel? „Riecht gut aber man schmeckts nicht“ – Rosmarin? – „Irgendwie nicht abgefahren genug.“ – „Was isch des hier? Davon hats schon mal reichlich“, Clemens wies auf einen hohen Busch mit leichten Blättern. Er pflückte ein Blatt, schnupperte und probierte. „Estragon! Perfekt, das Bier zum Steak!“
Über den eigentlichen Wettbewerbsbeitrag, das Irish Red Ale, machte sich Björn dann in einer stürmischen Nacht Gedanken, während er einem Batzen Software-Updates beim Hochladen zusah. Und entwickelte eine Rezeptur, die flugs ausprobiert wurde. „Lecker“, war die einhellige Meinung der Braugenossen. Der Koerschbrew-Trupp braute die für den Wettbewerb einzureichenden 3,5 Liter und machte sich auf den Weg nach Stralsund. Mit im Gepäck: artgerechte Mund-Nasen-Masken, die Toms Tochter Julia für alle im Bierdesign genäht hatte.
An der Strecke gabelten sie an der Müritz noch schnell Harald Kuhnle auf, der sich zwar nicht aufs Bier brauen versteht (das Hobby-Brau-Set, Weihnachtsgeschenk der Kinder, steht immer noch im Flur herum), aber über ein seit Studententagen sorgsam gepflegten großen Erfahrungsschatz im Biertrinken verfügt. Sozusagen als moralische Unterstützung. Außerdem kennt er die besten Kneipen in Stralsund.
Der Rest ist schnell erzählt, denn der Wettbewerb fand mit coronabedingt kleinem Publikum statt. Die Jury aus sieben Biersommeliers hatte über rund 130 Biere zum Hauptwettbewerb zu entscheiden. Zum Schutz der sieben Jurymitglieder mussten die Flaschen einen Monat zuvor anonymisiert eingereicht werden, so dass angemessen Zeit zum Verkosten war. Die Biere wurden gruppenweise im K-O-Verfahren verkostet, bis am Ende nur noch eine Spitzengruppe übrig war. Mit dabei: Koerschbrew!
Die Entscheidung war denkbar knapp: Vier von drei Jurymitgliedern gaben dem Ale von Martin Tietz aus München den ersten Platz, drei waren für Koerschbrew! So konnten sich Dag, Björn, Tom und Clemens über den zweiten Platz freuen. Im Vorjahr waren sie noch knapp in der oberen Hälfte der Rangliste gelandet, insofern durchaus ein kometenhafter Aufstieg für die schwäbischen Bier-Ingenieure. Als Preis hab es einen formschönen Holzpokal, der im Inneren geheimnisvoll rumpelt (und deshalb zur Feststellung der Rumpelquelle demnächst in MRT oder Flughafenscanner geschoben werden muss) sowie ein 100-Liter-Fass, das aus einem ehemaligen Rumfass recycelt wurde. Schon am nächsten Morgen machte das Team Pläne, welche Art von Bier wohl am besten in einem Rumfass reifen würde.
Wie das Estragon-Bier abgeschnitten hat, ist noch nicht komplett ausgezählt, aber das Bier bekam viele Abstimmungschips des Publikums und wurde sogar lobend bei der Siegerehrung erwähnt.
Wir dürfen gespannt sein.
Übrigens auch in der Frage, wie es mit dem Bierbrauen weitergeht. Es gibt ja noch ein paar alte Hallen bei uns im Hafendorf Müritz. Über diese Hallen und deren Umgebung hat sich eine junge Architektin in letzter Zeit Gedanken gemacht. Denn das Captains Inn platzt inzwischen trotz Erweiterung aus allen Nähten. Auf der Zeichnung von Architektin Camila Ulloa Montenegro sind mittendrin zwischen Hotel, Bar und Sitzbereich sechs große Tanks und ein Braukessel eingezeichnet. Freuen wir uns alle zusammen auf unsere zukünftigen Projekte!
Achja, ein paar Tage vor der Brauereimeisterschaft wehrten Dag und Co noch einen üblen Hackerangriff auf unsere IT ab. Danke, Dag, dass du die Firma gerettet hast. Demnächst seid Ihr dann nicht mehr nur für das Wohlbefinden unseres Netzwerkes zuständig, sondern auch als Durstlöscher im Einsatz!